COO des konkursiten Apple-Zulieferers GT Advanced: Apple nutzte starke Verhandlungsposition
Erstmals nach dem Konkurs des Apple-Zulieferers GT Advanced hat sich der operative Leiter des Unternehmens über den Konkurs geäussert. Der COO führte aus, weshalb die Verträge mit Apple zum Problem wurden: Apple hat sich bei den Vertragsverhandlungen äusserst vorteilhafte Konditionen gewährt. Während Apple ein jederzeitiges Stornierungsrecht hatte, musste GT Advanced bei jeder Verzögerung einen grossen Schadenersatz leisten.
Der COO des insolventen Apple-Zulieferer GT Advanced Technologies, Daniel Squiller, hat gegenüber dem Insolvenzgericht eine mehrseitige Erklärung abgegeben, wie es zum Konkurs des Unternehmens kam.
Vor rund drei Wochen hat GT Advanced Technologies den Konkurs angemeldet. Bislang sind kaum Details an die Öffentlichkeit durchgedrungen, weil die Dokumente versiegelt worden sind. Jeder Verstoss gegen die Geheimhaltungspflichten hätte für GT Advanced eine Strafzahlung in der Höhe von 50 Millionen US-Dollar nach sich gezogen.
Wie das Geschäft profitabel geworden wäre
Damit das Geschäft zwischen Apple und GT Advanced für beide Seiten profitabel geworden wäre, hätte eine genügend hohe Anzahl von Saphir-Kristall-Einheiten hergestellt werden müssen. Jede dieser Saphir-Kristall-Einheiten hätte ein Gewicht von 262 kg aufweisen müssen.
Dieses Ziel war allerdings schwierig zu erreichen. GT Advanced hat in der Vergangenheit mehrere hundert Saphir-Kristall-Öfen an asiatische Zulieferer verkauft. Dieser waren allerdings nur in der Lage, Einheiten mit einem Gewicht von 115 kg herzustellen. Die Produkte der Konkurrenz können sogar noch weniger Saphir-Kristall herstellen.
Weil es GT Advanced nicht gelang, die schwereren Saphir-Kristall-Einheiten im gewünschten Zeitraum herzustellen und zeitgleich die Herstellungskosten stiegen, entstand bei GT Advanced eine Liquiditätskrise. Deshalb hat sich das Unternehmen entschieden, den Konkurs anzumelden.
Apple nutzte starke Vertragsposition für vorteilhafte Konditionen
GT Advanced war es gemäss den Verträgen mit Apple verboten, die Saphir-Kristalle an drittes Unternehmen zu verkaufen. Zeitgleich hatte Apple auch eine grosse Kontrolle über die Produktion bei GT Advanced: So konnte GT Advanced als Produzent seine Produktionsprozesse nicht autonom anpassen. Jede Änderung musste von Apple akzeptiert werden.
Bei den Bestellungen war GT Advanced vollständig von Apple abhängig. Das Unternehmen musste jede Bestellung akzeptieren, die Apple platziert hat. Wenn das Unternehmen nicht in der Lage war, die Saphir-Kristalle zum vereinbarten Zeitpunkt zu liefern, mussten entweder die Kosten für eine schnellere Lieferung übernommen werden oder GT Advanced musste Saphir-Kristalle auf dem freien Markt beschaffen.
Auf der anderen Seite war es Apple möglich, ohne eine Entschädigung an GT Advanced die Bestellung zu stornieren oder den Übergabe-Zeitpunkt anzupassen.
Hohe Schadenersatzzahlungen an Apple
Wenn sich die Lieferung von Saphir-Kristall-Einheiten verzögerte, dann wurde für GT Advanced hohe Strafzahlungen fällig. Die Strafzahlung belief sich pro Einheit auf 320’000 US-Dollar. Im Vergleich dazu kostete eine Saphir-Kristall-Einheit im Verkauf 20’000 US-Dollar.
Verzögerung in Saphir-Kristall-Fabrik
Apple war gemäss den Verträgen für den Bau der Saphir-Kristall-Fabrik verantwortlich, die GT Advanced in Arizona betrieb. Beim Bau hat sich Apple angeblich aus Kostengründen entschieden, keine Backup-Stromversorgung für die Saphir-Kristall-Öfen einzurichten. Dies rächte sich im Betrieb: Aufgrund von Versorgungsproblemen verzögerte sich die Herstellung von Saphir-Kristallen. Auch die Schneidewerkzeuge für die Bearbeitung der Kristalle hatten nicht denjenigen Voraussetzungen entsprochen, die GT Advanced wollte.
Partnerschaft läuft weiter
Trotz dieser Verträge arbeiten Apple und GT Advanced weiterhin zusammen. GT Advanced forscht weiter an der effizienteren Herstellung der Saphir-Kristall-Einheiten. Es finden zudem regelmässig Treffen zwischen den Verantwortlichen bei Apple und GT Advanced statt.
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