Bald Durchbruch für Thunderbolt?

Wer im Fachgeschäft oder im Internet nach Notebooks oder PCs mit der Thunderbolt-Schnittstelle sucht, kommt momentan kaum an Apple vorbei. Während Apple alle Macs ausser den Mac Pro standardmässig mit der Thunderbolt-Schnittstelle ausrüstet, stattet kaum ein anderer Hersteller seine Geräte mit Thunderbolt aus. Es kommt allerdings nicht von ungefähr, dass es bislang erst wenige Geräte mit dem Thunderbolt-Anschluss gibt.

Hohe Kosten

Die geringe Verbreitung des Thunderbolt-Anschlusses kommt unter anderem dadurch zustande, da der Preis sehr hoch ist. Der hohe Preis ist eine direkte Folge der Thunderbolt-Technologie, welche ein aktives Kabel voraussetzt. Dies bedeutet, dass in jedem Stecker Chips verbaut sind, welche die Signale verarbeiten. Ein zwei Meter langes Thunderbolt-Kabel kostete bis vor kurzem stolze 49 Schweizer Franken. Erst in der letzten Woche wurden die Preise in den USA von 49 US-Dollar auf 39 US-Dollar gesenkt. Seit gestern kostet auch in der Schweiz das zwei Meter lange Thunderbolt-Kabel CHF 39.–. Zusätzlich ist seit der Preissenkung auch ein 50-Zentimeter langes Thunderbolt-Kabel im Angebot. Dieses kostet 29 Schweizer Franken.
Gemäss dem Halbleiterhersteller Intersil besteht im Jahr 2013 die reale Chance, dass Thunderbolt-Kabel auf breiter Front günstiger werden. Dafür verantwortlich ist der Umstand, dass die Chips, welche für jedes Thunderbolt-Kabel nötig sind, in Zukunft deutlich günstiger sein werden als die jetzigen Versionen. Dank diesen neuen Chips können die Kabel flexibler und dünner hergestellt werden. Möglicherweise gibt es in diesem Jahr auch optische Thunderbolt-Kabel, welche eine höher Reichweite sowie einen höheren Datendurchsatz ermöglichen. Bislang verzichtete man primär aus Kostengründen auf die optischen Kabel und setzte stattdessen Kupferkabel ein.

Wenig Peripherie

Ob in diesem Jahr allerdings viele neue Thunderbolt-Geräte auf den Markt kommen werden, ist keinesfalls sicher. Während an der CES 2012 Thunderbolt ein wichtiges Thema war, waren die Hersteller an der letztwöchigen CES 2013 eher zurückhaltend. Lediglich einige wenige neue Thunderbolt-Produkte wurden an den Messeständen vorgestellt. Dazu zählen unter anderem LaCies «5big Thunderbolt RAID» sowie Belkins «Thunderbolt Express Dock».
Möglicherweise wird Apple in diesem Frühjahr ein überarbeitetes Thunderbolt-Display auf den Markt bringen. Die Lagervorräte des aktuellen Thunderbolt Displays scheinen bei den Händlern langsam zur Neige zu gehen, was bei Apple meistens ein Indiz für eine kommende Neulancierung ist. Apple ist bislang der einzige Hersteller, welcher ein Thunderbolt Display anbietet. Momentan gibt es keine Anzeichen, dass sich bald ein zweiter Hersteller dazu entschliessen könnte, ein Display mit Thunderbolt auf den Markt zu bringen.

Bugs und eine strikte Lizenzpolitik

Ein weiterer Grund für de geringe Thunderbolt-Verbreitung sind die zahlreichen Bugs, welche im Zusammenspiel zwischen Thunderbolt und OS X sowie Windows auftauchen. Manager von Belkin berichteten gegenüber ArsTechnica zum Beispiel, dass wenn man eine USB-Tastatur über ein Thunderbolt-Dock mit einem Mac verbindet, dieser sich dann nicht aus dem Ruhezustand aufwecken lässt. Andere Probleme, welche im Zusammenhang mit Windows auftreten, werden von Intel nach und nach behoben.
Das grösste Hindernis für die Verbreitung von Thunderbolt soll allerdings die Lizenzpolitik von Intel sein. Einige Hersteller beschwerten sich gegenüber ArsTechnica, dass gewisse Hersteller bevorzugt behandelt worden sind respektive bewusst für die Lizenzen ausgewählt worden sind. Ein Grund für diesen Umstand dürften die beschränkten Ressourcen bei Intel gewesen sein. Es sollen sich zu wenige Personen um die kommenden Anfragen gekümmert haben. Gemäss Jason Ziller, Direktor für «Thunderbolt Marketing & Planning», soll in diesem Jahr die Zulassung deutlich beschleunigt werden. Diese Aussage erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass bald mehr Thunderbolt-Geräte auf den Markt kommen.

Kommt bald der Durchbruch?

Apple hat den Thunderbolt-Standard in den letzten Jahren nie aufgegeben. Das neue MacBook Pro mit Retina Display ist sogar mit zwei Thunderbolt-Schnittstellen ausgerüstet, was den Schluss nahelegt, dass Apple auch weiterhin die Macs mit Thunderbolt ausstatten wird. Auch wird in diesem Jahr ein neuer Mac Pro erwartet, welcher wohl auch endlich mit Thunderbolt-Schnittstellen ausgerüstet sein wird. Auch andere Hersteller beginnen langsam, ihre Produkte mit Thunderbolt auszurüsten. Durch die schnelleren Zertifizierungsprozesse könnten in diesem Jahr einige neue Thunderbolt-Geräte auf den Markt.
Die beiden Haupteinsatzgebiete für Thunderbolt dürften zum einen die Anbindung von Massenspeichern und zum anderen die Anbindung von Docks bleiben. Gegenüber vergleichbaren Technologien bietet Thunderbolt hier ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Verkaufsstart von optischen Kabeln dürfte indes zu einer deutlichen Leistungssteigerung führen. Thunderbolt-Kabel könnten sich so vor allem im professionellen Bereich etablieren und bisher bewährte ältere Technologien ablösen.

Fraglich bleibt allerdings, ob sich Thunderbolt auf dem Massenmarkt tatsächlich durchsetzten wird, oder ähnlich FireWire eher ein Nischendasein führen wird. Die grossen PC-Hersteller sowie Produzenten von Peripherie-Geräten beginnen momentan, ihre Geräte flächendeckend mit USB 3.0 Anschlüssen auszurüsten. USB 3.0 bietet im Gegensatz zu USB 2.0 einen deutlichen Performancesprung, welcher für viele Konsumenten ausreichend sein dürfte. Die «USB 3.0 Promoter Group» hat zudem erst vor wenigen Tagen eine Erweiterung für USB 3 vorgestellt, welche theoretisch Übertragungsraten ermöglicht, die denjenigen von Thunderbolt ebenbürtig sind. Wenn alles nach Plan läuft, dann sollen im ersten Halbjahr 2013 erste Kabel und Geräte mit der neuen USB-3-Spezifikation auf den Markt kommen.

Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am

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4 Kommentare

Profilfoto von Stefan Rechsteiner

Kommentar von Stefan Rechsteiner

@schn0rkel: Das ist so, ja. Aber dank Thunterbolt sind Displays mit Hubs möglich — wie es Apple vormacht. Das ist ja eigentlich die logische Weiterführung des Apple Display Connector von früher — neben Display auch USB und Strom über ein Kabel. Nachteile hat Thunderbolt für den Benutzer schlussendlich ja nicht wirklich: Die, die keine Thunderbolt-Geräte haben, benutzen Thunderbolt einfach als DisplayPort — wie von dir beschrieben. Und jene, die ein Thunderbolt-Gerät haben, können von der Schnittstelle profitieren… jene mit dem Display haben gleichzeitig noch ein Hub … was mit USB 3 (soviel ich weiss) nicht möglich wäre.

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