Apple will 350 Milliarden USD in US-Wirtschaft investieren

Apple hat neue Pläne für die Stärkung der US-Wirtschaft bekannt gegeben: durch die Schaffung tausender neuer Arbeitsplätze, bestehende und neue Investitionen, sowie der teilweisen Repatriierung des im Ausland deponierten gigantischen Bargeld-Berges, will der Mac-Hersteller über die nächsten fünf Jahre über 350 Milliarden US-Dollar in die Wirtschaft seines Heimatlandes pumpen. Alleine im 2018 plant Apple 55 Milliarden USD in die USA zu investieren.

Stefan Rechsteiner

5 Milliarden USD für lokale Zulieferer

Der vom Unternehmen geschaffene «Advanced Manufacturing Fund» will Apple von 1 auf 5 Milliarden US-Dollar vergrössern. Mit dem Investmentfonds will Apple in eigene Zulieferer investieren und so Arbeitsstellen schaffen. Vergangenes Jahr hatte Apple bereits 200 Millionen US-Dollar in «Corning», den US-Hersteller des in einigen iPhone-Modellen verwendeten «Gorilla Glass», investiert. Ebenfalls eine Finanzspritze von 390 Millionen US-Dollar erhielt «Finisar». Die texanische Firma stellt Komponenten für Vertical-Cavity Surface-Emitting Laser, kurz VCSEL, her, welche in der «True Depth»-Kamera des iPhone X und in den AirPods zu finden sind.

Apple-CEO Tim Cook lässt sich in der Ankündigung zitieren, dass sein Unternehmen «eine Erfolgsgeschichte» sei, die so «nur in Amerika möglich» war. Man sei stolz auf die «eigene lange Geschichte der Unterstützung für das lokale Gewerbe». Das Unternehmen werde weiterhin fokussiert in Bereiche investieren, in denen Apple direkten Einfluss auf die Erschaffung und Bereitstellung von neuen Arbeitsstellen habe. Bei Apple habe man «ein tiefes Verantwortungsbewusstsein dem Land und den Menschen gegenüber, die den Erfolg des Unternehmens möglich gemacht haben».

Umfangreiche Repatriierung

Weiter plant Apple eine Repatriierung eines Grossteils seiner im Ausland gelagerten Bar-Reserven. Das Unternehmen erwartet dafür eine Steuerlast von 38 Milliarden US-Dollar. Apple zufolge wäre dies die höchste solche Zahlung, die je gemacht wurde.

Durch die per 1. Januar 2018 in Kraft getretene Steuerreform von US-Präsident Donald Trump kann das Unternehmen seine Barreserven günstiger in die Staaten repatriieren. In Apples prall gefüllter Kriegskasse lagen per Ende September letzten Jahres 269 Milliarden US-Dollar. Davon waren aber nur 17 Milliarden in den USA deponiert – eine Viertel Billion US-Dollar sind im Ausland gelagert (252.3 Mrd. USD bzw. 93.8 Prozent).

Durch die Steuerreform wird der Repatriierungs-Steuersatz in den USA von zuvor 35 Prozent auf 15.5 Prozent gesenkt. Cook weibelte lange in der Politik für eine Senkung des Steuersatzes. Anhand des von Apple genannten erwarteten Steuerbetrags von 38 Milliarden US-Dollar kann davon ausgegangen werden, dass Apple plant etwa 245 Milliarden US-Dollar in die Staaten zurückzuführen.

Die Repatriierungs-Steuer zusammen mit den direkten Investitionen in das US-Gewerbe und den geplanten Kapitalaufwendungen betragen etwa 75 Milliarden US-Dollar der für die US-Wirtschaft versprochenen 350 Milliarden USD.

20’000 neue Arbeitsstellen – neuer Campus

Apple will weitere 30 Milliarden US-Dollar in die Anstellung neuer Mitarbeiter investieren. Das Unternehmen plant die Erschaffung 20’000 neuer Arbeitsstellen. Überdies soll ein weiterer neuer Campus gebaut werden. Dieser sei bereits in Planung und werde initial für die Unterbringung vom technischen Kunden-Support genutzt. Wo genau der neue Campus zu stehen kommt, will das Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr bekannt geben.

In Cupertino hat Apple über die vergangenen Jahre einen gigantischen neuen Campus gebaut. Der sich derzeit in den finalen Bauphasen befindliche «Apple Park» soll mehrere Milliarden US-Dollar gekostet haben.


Bis zu 5 Milliarden US-Dollar soll Apple der neue Campus «Apple Park» gekostet haben. Das ringförmige Hauptgebäude ist 260’000 Quadratmeter gross. Im grünen Umland wurden über 9000 einheimische Bäume gepflanzt. Über 12’000 Mitarbeiter werden dereinst im neuen «Apple Park» arbeiten. Wir zeigen auf, was für eine gigantische Grösse der neue Apple Campus hat.

Neue Datencenter

Über 10 Milliarden US-Dollar von Apples geplanten Investitionen werden in neue Datencenter fliessen, die das Unternehmen in den USA errichten will.

Pünktlich zur gestrigen Ankündigung der massiven Kapitalaufwendungen hat Apple in Reno, im US-Bundesstaat Nevada den Grundstein für eine weitere Einrichtung gelegt. In Reno betreibt Apple bereits zwei grosse Datencenter.

Investitionen in die Ausbildung

Weiter will Apple die US-Wirtschaft auch durch mehr und bessere Bildung stärken. Das Unternehmen will seine Coding-Initiativen wie «Everyone can Code» weiter ausbauen und so künftig noch mehr Menschen das Erstellen von iOS-Apps mit Swift beibringen. Auch wird die Unterstützung für das US-Programm «ConnectED» ausgebaut, welches Schülern «historisch benachteiligter Gemeinschaften» im Programmieren schult.

Hintergrund dafür ist, dass die vom iOS App Store geschaffene Branche bisher 1.6 Millionen Arbeitsstellen alleine in den USA geschaffen und nur im vergangenen Jahr über 5 Milliarden US-Dollar Umsatz für US-Entwickler (26.5 Milliarden USD weltweit) generiert hat. Derzeit sind in den USA über eine halbe Million Jobs in dieser Branche vakant und das US-Büro für Arbeitsstatistik schätzt, dass bis 2020 über 1.4 Millionen zusätzliche Software-Entwicklungsstellen durch den Markt besetzt werden müssen.

Bonus für Mitarbeiter, grosse Spende

Die meisten Apple-Angestellten «unterhalb der Führungs-Ebene» werden in den nächsten Monaten einen Bonus in der Höhe von 2500 US-Dollar in der Form von eingeschränkten Belegschaftsaktien (RSU) erhalten.

Apple initiiert für 2018 ausserdem ein neues Spenden-Programm, bei welchem private Zuwendungen von Mitarbeitern von bis zu jährlich 10’000 US-Dollar im Verhältnis zwei-zu-eins vom Unternehmen vergrössert werden. Im Weiteren sollen Stunden, die Mitarbeiter für gemeinnütze Arbeit aufwenden, doppelt durch Apple vergütet werden.

Apple-Aktie auf neuem Allzeithoch

Die Börse reagierte sehr positiv auf die Pläne von Apple. Intraday stellte die Apple-Aktie an der New Yorker Technologie-Börse NASDAQ mit 179.39 US-Dollar ein neues Allzeithoch auf. Auch zum Handelsschluss notierte das Papier mit 179.10 US-Dollar so hoch wie noch nie zuvor. Im nachbörslichen Handel stieg die Apple-Aktie sogar noch weiter auf 179.45 US-Dollar.

Für den gestrigen Handelstag resultierte ein Plus von 2.91 US-Dollar bzw. 1.65 Prozent. Apples Marktkapitalisierung beträgt mit diesem Kurs derzeit 919.56 Milliarden US-Dollar.

Interessanter Zeitpunkt

In zwei Wochen wird Apple die jüngsten Geschäftsergebnisse bekanntgeben. Die Quartalszahlen-Konferenz wäre ebenfalls ein guter Zeitpunkt gewesen, diese Investment-Ankündigungen zu machen. Dass der Mac-Hersteller aber jetzt über diese Finanzthemen informiert hat, stimmt viele Marktbeobachter zuversichtlich, dass Apple am 1. Februar genügend andere gute Neuigkeiten zu vermelden haben wird. Es wird ohnehin erwartet, dass Apple für das per Ende Dezember abgelaufene erste Fiskalquartal 2018 neue Rekord-Ergebnisse präsentieren wird.

Apple prognostizierte Anfang November für das erste Fiskalquartal einen Umsatz zwischen 84 und 87 Milliarden US-Dollar, dies bei einer Bruttogewinnspanne von 38 bis 38.5 Prozent. 2016 setzte Apple zwischen Oktober und Dezember noch 78.351 Milliarden US-Dollar um — ein Umsatz-Rekord. Beim Gewinn wurde im Q1 2016, also vor zwei Jahren, mit 18.4 Milliarden US-Dollar ein historischer Wert erreicht. Mit der Prognose vom November rechnet Apple entsprechend für das Weihnachtsgeschäft 2017 mit einem Umsatz-Wachstum von 7 bis über 11 Prozent.


Interaktive Grafiken und ausführliche Analysen zu Apples Umsatz, Gewinn und Verkaufszahlen seit dem Jahr 2000 haben wir in einem Wissensartikel im Lexikon zusammengetragen.

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