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Apple Watch: Swatch-Erfinder kritisiert Schweizer Uhrenindustrie

In einem Interview mit swissinfo äussert sich SWATCH-Miterfinder Elmar Mock kritisch über die Schweizer Uhrenindustrie und ihre Weigerung, im Markt der Smartwatches aktiv zu werden.

Stefan Rechsteiner

swissinfo.ch, der internationale Dienst der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft SRG SSR, hat sich mit Elmar Mock über die Apple Watch unterhalten. Mock ist einer der drei Ingenieure, die Ende der 1970er-Jahre die «Swatch» erfunden haben — die preisgünstige Plastikuhr, die die Schweizer Uhrenindustrie damals vor dem Untergang durch billige japanische Quarzuhren rettete.

Laut Mock sei die Tatsache, dass sich Apple als «Kommunikationsriese» in den Markt der Smartwatches traut und nicht eine Schweizer Uhrenfirma, der springende Punkt. Ein mit anderen Geräten verbundenes Gerät am Handgelenk sei eine «strategische und emotionale Zone, die man bisher benutzte um Uhren zu tragen». Dieser Markt, so Mock, bringe ein «kolossales Potenzial». Noch gäbe es aber viel zu lernen — dies könne man jedoch nur, wenn man auch etwas tue. Mock zeigt sich überzeugt, dass in diesem Markt deshalb die Elektronikkonzerne gewinnen werden.

Seiner Meinung nach sei die Apple Watch bereits «viel attraktiver», als die anderen intelligenten Uhren auf dem Markt. Mock werde die Apple Watch auch persönlich tragen sobald sie auf dem Markt erscheint.

Dass die Smartwatches vielleicht nicht sofort den gesamten Markt umkrempeln, vergleicht Mock mit der Situation vor sieben Jahren. Auch die Smartphones der ersten Generation haben nicht sofort die alten Mobiltelefone ersetzt, so der Swatch-Erfinder.

Mock ist überzeugt davon, dass die Schweiz den Kampf ums Handgelenk bereits verloren hat. Der Ingenieur rechnet vor, dass «von 200 auf der Welt hergestellten Uhren» nur eine einzige aus der Schweiz stammt. Der Gewinn jedoch, der mit dieser Uhr geschöpft werde, sei höher als die Summe des Gewinns aus den 199 anderen Uhren. «Den Kampf ums Geld also haben wir gewonnen.»

Die Schweizer Uhrenbranche, so Mock, habe es geschafft, «aus einem Stück Gold ein mechanisches Schmuckstück zu erschaffen». Dies sei «ein Symbol der Arbeitskraft und Genialität des Menschen». Die hiesige Uhrenindustrie habe eine hervorragende Arbeit an Design, Marketing und Kommunikation geleistet.

Die Kalaschnikow, so Mock, habe das Samuraischwert nicht verdrängt, wie auch die Smartwatch die mechanische Uhr nicht umbringen wird.

Dennoch habe die Schweiz eine «tolle Chance» verpasst. Es sei «schockierend», festzustellen, dass «die Schweizer Uhrenbarone diesen Markt als nicht interessant einstufen». Mock weisst darauf hin, dass bei einer Annahme von 100 Millionen verkauften Smartwatches pro Jahr, dieser Markt einen Umsatz von 30 Milliarden US-Dollar generieren wird — «also mehr, als die gesamte Schweizer Uhrenindustrie umsetzt».

Mock wirft dem Chef der Swatch Group, Nick Hayek, vor, derzeit zu lässig sein. Es sei «sicher nicht an Breguet, Rolex, Cartier oder Patek Philippe, auf diesem Spielfeld zu kämpfen», dies wäre aber die Rolle der Swatch Group, so der Swatch-Erfinder. Laut Mock haben die Patrons der Schweizer Uhrenindustrie die Geschichte vergessen. Bereits 1970 schätzten diese die Quarzuhr als ein «elektronisches Gadget ohne Zukunft» ein und argumentierten, die wahre Uhrmacherkunst könne nur mechanisch sein. Die günstigen japanischen Quarzuhren schlugen im Markt ein und die Schweizer Uhrenindustrie war fast im Verschwinden begriffen.
Dank der Swatch hätten sie «die Schlacht gewonnen», indem sie eine «modische Quarzuhr» geschaffen haben. Den anschliessenden Krieg der Industrialisierung und der Zurückeroberung von Teilen des Marktes jedoch, so Mock, hätten sie verloren.
Die Swatch Group habe, «von kurzfristigen Gewinnen besessen», eine «Kehrtwende von 180 Grad in Richtung Luxusuhren» gemacht und derweil «lieber in Marken und Verkaufslokale in allen Weltgegenden statt in Ideen investiert».

Mock sieht es als Risiko, dass die Schweizer Uhrenindustrie sich nicht an aktuellen Veränderungen beteiligt. Laut dem Ingenieur würde es jedoch nicht an «Ideen, Kreativität oder Innovation fehlen», aber es sei ein «strategischer Entscheid» nichts zu machen.

Der Swatch-Erfinder bedauert es denn auch, dass die Schweiz keinen «Steve Jobs» habe, «einen echten Patron», der «in die Zukunft blicken» könne. Dennoch habe die Schweizer Uhren Industrie nicht alles falsch gemacht, doch die Würfel seien bereits gefallen, was die Smartwatch angehe.

2 Kommentare

Kommentar von dkaiser

Kaffeesatzlesen in perfektion. Nur weil ein Apfel drauf ist heisst es noch lange nicht das es auch ein Erfolg wird. Oder fahren nach all den Jahren die Leute auch nur noch Elektroautos? Richtig, die Akkus halten nicht genug lange. So auch bei den Uhren. Ganz ehrlich, Uhren oder Autos welche täglich an die Steckdosen möchten, nein danke.

Profilfoto von dag

Kommentar von dag

hayek sagte vor kurzem, dass 2/3 der verkauften uhren bei swatch, in die preisklasse der apple watch sind. aber nur 7% vom ganzen umsatz ausmachen. die restlichen 93% gehen aufs konto von luxusuhren. sie koennen es verkraften wen es einige gibt die sich eine apple watch kaufen. ich fuer meinen teil werde sicher keine kaufen. mit besten willen sehe ich (fuer mich) keinen nutzen darin. da bielbe ich bei meiner seamaster.

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