Ab CHF 5.– im Monat
👉🏼 Wir benötigen deine Unterstützung! Unterstütze macprime mit einem freiwilligen Gönner-Abo und mache die Zukunft unseres unabhängigen Apple-Mediums aus der Schweiz mit möglich.
Apple: Swift als Open-Source verfügbar und neuer Auftritt für WebKit
Der Mac-Hersteller hat seine Programmiersprache «Swift» gestern Abend als Open Source veröffentlicht. Diesen Schritt kündigte Apple anlässlich der diesen Sommer stattgefundenen WWDC an, nun wurde er umgesetzt. Weiter erhielt die Browser-Engine «WebKit» einen neuen Internet-Auftritt.
Der Mac-Hersteller hat gestern den Quellcode der neuen Programmiersprache «Swift» offengelegt. Eingeführt wurde die Sprache überraschend im Sommer vor einem Jahr an der WWDC 2014 — zusammen mit iOS 8 und OS X Yosemite. Swift soll langfristig die bisher von Apple präferierte Programmiersprache «Objective-C» ablösen. Die Sprache wurde von Apple so entwickelt, dass sie bereits heute parallel in Objective-C-Code genutzt werden kann. Der Umstieg auf die neue Programmiersprache soll so einfacher vonstatten gehen.
Intern arbeitete man bei Apple bereits seit fünf Jahren an der Sprache. Die Entwickler rund um Erschaffer Chris Lattner, Apples «Senior Director» der Entwickler-Tools, zogen für Swift Inspirationen aus Objective-C, Rust, Haskell, Ruby, Python, C#, CLU und «so vielen anderen Sprachen, dass die hier nun die Liste sprengen würden», wie Lattner auf seiner Webseite schreibt.
Zusammen mit der Offenlegung des Quellcodes hat Apple auch ein Linux-Port der Sprache veröffentlicht, womit Swift nun auch unter Ubuntu genutzt werden kann.
Microsoft soll einem Bericht zufolge ebenfalls an einem Swift-Compiler arbeiten, zudem gibt es bereits von Drittherstellern Compiler, die Swift für Microsofts .Net, Googles Android und auch für Java ermöglichen.
Kleiner Ausblick auf Swift 3
Weiter hat das Mac-Unternehmen eine neue Webseite Swift.org eingerichtet, auf der es mit einer ausführlichen Dokumentation und verschiedenen Code-Beispielen über die Sprache informiert, sowie über die kurz- und mittelfristigen Pläne orientiert. Zum Beispiel, dass die Sprache in einem «Evolutionsprozess» im Frühling in Version 2.2 und in der zweiten Hälfte 2016 bereits als «Swift 3» weiterentwickelt wird.
In zwei Interviews mit Ars Technica und The Next Web äussert sich Apples Software-Chef Craig Federighi über die Offenlegung von Swift. Demnach wolle man bei Apple, dass alle Swift als ihre primäre Programmiersprache lernen können. Es soll allen jederzeit überall möglich sein, Swift einzusetzen — von Mobile-Apps bis hin zu Code für die Cloud. Federighi ist überzeugt davon, dass «Swift» die nächste grosse Programmiersprache sein wird — gebaut für «mindestens die nächsten 20 Jahre». Bereits heute ist Swift laut einer Studie immerhin die am schnellsten wachsende Sprache bisher.
Neben dem Code der Sprache selbst hat Apple auch verschiedene Komponenten wie einen Compiler, ein Paketmanager und ein Debugger offengelegt. Entgegen der Vermutung vieler Entwickler hat Apple auch die Standard Library und einige Foundation Libraries veröffentlicht.
Zu den offengelegten Kernbibliotheken gehören auch einige Komponenten aus AppKit und UIKit — wie den Netzwerk-Stack, Threading und einige Data-Types. Apple plant diese Funktionen mit Swift 3 direkt in die Sprache zu inkludieren.
Lizenziert wurde Apples Programmiersprache-Code mit «Apache 2.0» mit einer Runtime Library Exception. Unter dieser Open-Source-Lizenz können Entwickler die Software für alles nutzen und eigens angepasste Versionen selbst weiterverbreiten ohne Apple irgendwelche Lizenzgebühren bezahlen zu müssen.
Kollaboration mit Entwickler-Gemeinde angestrebt
Für die Offenlegung und die künftige Kollaboration mit anderen Entwicklern nutzt Apple mit Swift neu erstmals GitHub. Auf der Plattform für kollaboratives Software-Entwicklen können sich Interessierte den Quellcode herunterladen. Durch diesen Zugang kann die Entwickler-Community auch selbst aktiv an der Sprache mitarbeiten — sei dies schlicht mit Hinweisen auf etwaige Fehler im Code oder aber mit aktivem Weiterentwickeln der Sprache. Beispielsweise mit Erweiterungen, neuen Funktionen oder Ports auf andere Systeme und Plattformen.
Die Offenlegung ist auch deshalb gut für Swift, weil so die Programmiersprache nicht mehr gänzlich von Apple für die Weiterentwicklung abhängig ist. Sollte Apple theoretisch je Swift wieder fallen lassen, könnte die Sprache jederzeit von der Entwickler-Gemeinde aufgefangen und weiterentwickelt werden.
Apples Open-Source-Projekte
Swift ist nicht das erste Projekt, dessen Quellcode von Apple offengelegt wurde. Auf der Apple-Webseite findet sich eine Liste an OS-Projekten, die Apple selbst offengelegt hat, oder an denen Apple mitarbeitet. Zuletzt wurde beispielsweise im Spätsommer ResearchKit als Open Source veröffentlicht — auch diverse Bestandteile vom UNIX-Unterbau von OS X sowie das Zero-Conf-Protokoll «Bonjour» (ehemals «Rendezvous») wurde von Apple offengelegt. Das prominenteste Apple-OS-Projekt ist wohl die Browser-Engine «WebKit».
Inwiefern Apple nun stärker als bisher bei eigenen OS-Projekten (abgesehen WebKit) auf die Beiträge aus der Entwickler-Gemeinde setzt, bleibt abzuwarten. Zumindest laut der Swift-Webseite visiert Apple damit bisher wohl vor allem «kleinere inkrementelle Verbesserungen» an.
WebKit erhält neuen Auftritt
Auch die überaus erfolgreiche Browser-Engine «WebKit» erhielt diese Woche Liebe aus dem Mutterhaus. Die Webseite von Apples wohl bisher erfolgreichstem Open-Source-Projekt erscheint seit Dienstag in einem neuen Glanz.
WebKit.org erhielt nicht nur ein neues, modernes Design, sondern unter anderem auch eine verbesserte Status-Seite. Auf dieser können beispielsweise die derzeit in Entwicklung und in Planung befindlichen neuen Funktionen und deren Entwicklungs-Status eingesehen werden.