Apple legt Grundlage für weiteres Wachstum in Indien
Apple hat in der Öffentlichkeit immer wieder betont, wie wichtig dem Unternehmen das Wachstum in China ist. Unbemerkt von der Öffentlichkeit ist es Apple gelungen, eine solide Basis für das Wachstum in Indien zu legen. Gemäss dem «Wall Street Journal» hat Apple zum einen die Werbemassnahmen in Indien deutlich gesteigert. Den lokalen Unternehmen wird gleichzeitig ein grösserer Freiraum geboten, wenn es um die Platzierung von Werbung geht. Apple musste sich zudem den lokalen indischen Gegebenheiten anpassen, nach welchen zum Beispiel die Mobilfunkprovider die Geräte nicht selbst verkaufen, sondern die Geräte meist über viele Zwischenhändler zu den Kunden gelangen. Um diesem Problem zu begegnen, ist Apple eine Partnerschaft mit den beiden Einzelhändler «Ingram Micro» und «Redington» eingegangen, um die Geräte direkt beim Kunden absetzen zu können. Zudem besitzt Apple 65-Franchise-Shops, welche an guten Lagen Apple-Produkte anbieten. Erschwerend für Apple kommt hinzu, dass es dem Konzern momentan nicht erlaubt ist, in Indien eigene Apple Stores zu eröffnen oder die Geräte über den Apple Online Store anzubieten. Der Grund für diese Restriktion ist ein indisches Gesetz, welches vorschreibt, dass 30 Prozent des Umsatzes eines ausländischen Retailers von Geräten erzielt werden muss, welche in Indien hergestellt worden sind. In Indien kann Apple diese Vorgaben nicht erfüllen. Allerdings befindet sich Apple in Gesprächen mit der indischen Regierung, um diese Vorgaben heruntersetzen zu können.
Um Kunden mit einem kleinen Einkommen für das iPhone zu begeistern, hat Apple in Indien damit begonnen, den Kunden ein unverzinsliches Darlehen zu gewähren, um das iPhone finanzieren zu können. Apple hat zudem die Anzahl der Mitarbeiter im letzten Jahr um 30 Prozent gesteigert und beschäftigt nun 170 Mitarbeitende in Indien. Im Vergleich zu anderen Ländern mit einem wesentlich kleineren Markt ist dies eher eine kleine Zahl an Mitarbeitern. Es ist damit zu rechnen, dass Apple auch in diesem Jahr das Personal aufstocken wird. Weitere Faktoren, welche das Wachstum in Indien beschleunigt haben, sind unter anderem die Lancierung des iTunes Stores im Dezember 2012. In den nächsten Wochen erwartet man zudem, dass Apple TV in den indischen Handel gelangt.
Als Resulutat der verstärkten Bemühungen um den indischen Markt haben sich die iPhone-Lieferungen im vierten Quartal 2012 im Vergleich zum Vorquartal mehr als verdreifacht. Apple konnte demnach 252’000 iPhones in Indien absetzen. Wie bereits in der letzten Woche bekannt geworden ist, wächst Apples Marktanteil auf dem indischen Markt rasant. Gemessen am Verkaufspreis der Geräte rangierte Apple im vierten Quartal 2012 auf dem zweiten Platz hinter Samsung. Samsung profitiert davon, dass der indische Markt schon länger im Fokus des Unternehmens ist und viele andere Produkte des Samsung-Konzerns, wie beispielsweise Haushaltsgeräte oder Fernseher, für eine sehr gute Reputation der Marke sorgen. Im Vergleich zu anderen Wachstumsmärkten sind die gelieferten Mengen an iPhones noch immer sehr gering. Im letzten Jahr verkaufte Apple in Indien 460’000 iPhones, während zum Beispiel in Brasilien 1.4 Millionen iPhones abgesetzt werden konnten und in China sogar 19.6 Millionen iPhones über den Ladentisch gingen.
Das «Wall Street Journal» zitiert einige Experten, welche sich für die Lancierung eines günstigeren iPhones aussprechen. Auch in den vergangenen Monaten wurde von Analysten immer wieder betont, dass in Schwellen- und Entwicklungsländer mehrheitlich PrePaid-Modelle bei der Nutzung des Mobilfunknetzes im Vordergrund stehen. Das in der westlichen Welt verbreitete Modell mit den Mobilfunk-Abos und der gleichzeitigen Subventionierung eines neuen Mobiltelefons hat sich in den Schwellen- und Entwicklungsländern noch nicht etabliert. Für diese Nutzer wirkt der Verkaufspreis eines iPhones, welcher in Indien bei rund 500 US-Dollar startet, abschreckend. Das iPhone 5 kostet sogar fast 800 US-Dollar.
Ob sich Apple angesichts der enormen Wachstumsraten in den Schwellenländern zu einem neuen, günstigeren iPhone durchringen wird, muss sich erst noch zeigen. Trotz der konsequenten Hochpreispolitik ist es Apple in den vergangenen Jahren gelungen, mehr iPhones in den Schwellenländern abzusetzen.
Von Patrick Bieri
Veröffentlicht am
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