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Apple kündigt weitreichende Änderungen bei den App Stores an

Wenn am Montag in San Francisco Apples Entwicklerkonferenz WWDC beginnt, werden viele Entwickler wohl bereits etwas entspannter anreisen: Apple hat in der Nacht auf heute nachhaltige Änderungen bei den App Stores von iOS, OS X und tvOS angekündigt.

Stefan Rechsteiner

Seit vergangenem Dezember ist Apples «Senior Vice President of Worldwide Marketing», Phil Schiller, auch für sämtliche App Stores von Apple und die Entwickler-Community verantwortlich. Der Apple-Veteran gelobte Besserung in der Beziehung zwischen dem Mac-Hersteller und den Entwicklern und kündigte gleichzeitig auch Verbesserungen bei den Stores an. Vor allem der Mac App Store konnte sich bisher nicht grundlegend durchsetzen. In den letzten Monaten verliessen einige grössere Titel aufgrund verschiedener Einschränkungen und sonstigen Negativ-Punkten den Store. Nun wurden Verbesserungen für die verschiedenen Stores angekündigt. Konkret werden vorerst drei Baustellen angegangen: Die Auffindbarkeit von Apps, die Dauer der App-Überprüfung und -Freischaltung durch Apple und die Abo-Funktion.

Die Änderungen hat Apple auf seinem Entwickler-Portal angekündigt. Phil Schiller stand zudem verschiedenen Medien in Interviews Red und Antwort — The Verge, The Loop und dem Telegraph. Bei The Verge werden die Neuerungen gar als «App Store 2.0» bezeichnet.

Kürzere Wartezeit

Konkret hat Apple in den letzten Wochen die Wartezeit, wie lange es dauert bis Apple eine frisch eingereichte App oder ein Update überprüft hat und frei-schaltet, drastisch verkürzt. Was bis vor kurzem noch eine, meist sogar zwei Wochen dauerte, soll nun bei 50 Prozent der eingereichten Apps innert 24 Stunden erledigt sein. 90 Prozent aller eingereichten Apps sollen derzeit innerhalb von 48 überprüft worden sein.

Abos für alle

Ab dem Herbst soll zudem neu jede App die Möglichkeit haben, seinen Nutzern ein Abo anzubieten. Bisher war dies nur bestimmten Apps über die In-App-Käufe möglich — beispielsweise Streaming-Angeboten oder Cloud-Anbietern. Neu können alle Arten von Apps auf ein Abo-Modell umsteigen. Den Entwicklern werden damit auch kostenlose Preview- oder Test-Zeiträume ermöglicht und im eigentlichen Sinne die Finanzierung künftiger Updates vereinfacht. Letzteres war immerzu ein von vielen Entwicklern kritisierter Negativpunkt bei den App Stores von Apple — App-Updates konnten nicht mit einem Kaufpreis belegt werden und waren gezwungener Massen immer Kostenlos, es sei denn das Update wurde als neue App in en Store eingereicht.

85% für Entwickler

Zusammen mit der Abo-Möglichkeit für alle Apps wird Apple die Umsatz-Vergütung bei eben diesen Abos anpassen — dies bereits per nächster Woche. Für die Umsatzaufteilung setzte Apple bisher fix auf 70:30. 70 Prozent des Umsatzes gingen an den Entwickler und 30 Prozent behielt Apple. Bei den Abonnenten wird sich dies nun ändern. Im ersten Abo-Jahr bleibt die Verteilung weiterhin bei 70 bzw. 30 Prozent. Ab dem zweiten Jahr dann gilt der Satz 85:15 — den Entwicklern wird fortan 85 Prozent des Umsatzes ausbezahlt, während Apple nur noch 15 Prozent behält. Der neue Vergütungssatz gilt auch dann noch, wenn der Nutzer sein Abonnement stoppt, und innerhalb von 60 Tagen erneut abschliesst.

Einfachere Abo-Verwaltung

Ausserdem soll die Handhabung und Verwaltung der Abos einfacher gestaltet werden, so Schiller. Demnach sollen Entwickler Abo-Details wie Preise einfacher anpassen können. Konkret soll es möglich sein, dass beispielsweise Bestandeskunden einen günstigeren Preis erhalten als neue Nutzer, und das verschiedene Funktionen und Dienste unterschiedliche Preise erhalten — so sollen sogenannte «Basis»- und «Pro»-Versionen ermöglicht werden. Dem Nutzer soll eine intuitivere Benutzeroberfläche für den Abschluss und die Beendigung eines Abos präsentiert werden. Weiter sollen Nutzern etwaigen Preiserhöhungen künftig zuerst aktiv zustimmen müssen, ansonsten wird das Abo zum entsprechenden Ablaufdatum automatisch storniert.

Bezahlte Suchergebnisse

Auch die Such-Funktionen der App Stores war zuletzt in Ungnade der Entwickler gefallen. Beispielsweise im iOS-App-Store wird es für Entwickler immer schwieriger, die Nutzer auf die eigenen Apps aufmerksam zu machen. Der Store ist hier auch Opfer seines eigenen Erfolges, beherbergt er doch mittlerweile zwischen 1.5 und 2 Millionen Apps. Auch wenn Apps zuweilen nur schwer gefunden werden können (es sei denn man kennt den genauen Namen), sollen laut Apple zwei von drei App-Downloads eine Suche vorausgegangen sein. Um dem Problem der Auffindbarkeit entgegenzuwirken, will Apple ab dem Herbst bezahlte Suchergebnisse im App Store anbieten. Im App Store werden damit künftig bei Suchanfragen — und nur dort — oberhalb der regulären Suchergebnisse hervorgehobene Apps als Werbung angezeigt. Verkauft werden diese einzelnen Werbeplätze von Apple nach einem Auktionsprinzip. Diese bezahlten Suchergebnisse wird es bei der Lancierung im Herbst vorerst nur im US-App-Store geben.