Apple-Aktie AAPL im Sturzflug: Was ist passiert?

Unerwartet und scheinbar wie aus dem nichts hat Apples Aktienkurs am gestrigen Handelstag ein Minus von 6.43 Prozent eingefahren und damit bei der Marktkapitalisierung ein Wert von 35 Milliarden verloren. Dies ist der grösste Kurssturz von Apples Wertpapier seit dem 17. Dezember 2008. Mehr als 37 US-Dollar pro Aktie betrug das gestrige Minus. Am gestrigen Handelstag wurden über 35 Millionen Aktienanteile gehandelt — der Durchschnitt der letzten 50 Tage lag davor bei ‘nur’ 21 Millionen Optionen. Obwohl die meisten anderen Titel an der New Yorker Technologiebörse NASDAQ gestern leicht zulegen konnten, zog AAPL den ganzen Index um 1.1 Prozent ins Minus. Was genau diesen Kurssturz ausgelöst hat, ist nicht bekannt — es gibt aber diverse Spekulationen, was die Gründe für den plötzlichen Wertverlust sein könnten.

Apple Aktie AAPL am 05. Dezember 2012

Erhöhte Margin Auflagen

Aufgrund «hoher Konzentration» auf die Apple-Aktie soll COR Clearing die Margin Auflage für AAPL-Optionen von 30 Prozent auf 60 Prozent erhöht haben, dies berichtet StreetInsider.com und auch CNBC will von dieser Erhöhung wissen, ohne dass jedoch beide eine Quelle nennen.

Falsch interpretierte DigiTimes Story zum iPhone 5

Die DigiTimes — welche zwar oft mit ihren Vorhersagen falsch liegen, jedoch trotzdem gute Kontakte zu Apples Zulieferer nachgesagt werden — hat gestern über das iPhone 5 berichtet. Die Verkäufe für Apples neues Smartphone laufen laut Anbietern von Wireless-Chipsets gut und könnten sogar die Quartals-Erwartungen der Wall Street übertreffen. Gleichzeitig erwartet DigiTimes jedoch, dass Apple zum Jahresbeginn-Quartal 2013 etwa 20 Prozent weniger Bauteile bestellen wird, als es nun im Weihnachtsquartal der Fall gewesen sei. Einige Analysten gehen davon aus, dass einige Anleger diese Nachricht in den falschen Hals bekommen haben. Das Apple für das März-Quartal weniger Bauteile bestellt, dürfte zwei Gründe haben: zum einen wird die Nachfrage nach dem Weihnachtsgeschäft schwächer und zum anderen hat Apple das iPhone 5 nun innerhalb weniger Wochen in über 100 Ländern auf den Markt gebracht bzw. wird es dies noch vor Weihnachten. Um diese Marktlancierungen zu ermöglichen, musste Apple in den letzten Wochen eine grosse Menge iPhones produzieren. Ähnliches gilt auch für die verschiedenen iPad-Modelle.

China Mobile

Auf dem Markt erwartet man schon seit längerem ein Verhandlungserfolg zwischen Apple und dem grössten chinesischen Mobilfunkanbieter «China Mobile». China Mobile — übrigens sogar der weltgrösste Mobilfunkanbieter — soll das iPhone 5 ins Angebot aufnehmen — bis dato kam der Deal aber offenbar noch nicht zustande. Vielmehr konnte Nokia gestern verkünden, dass «China Mobile» seine «Lumia»-Windows-Smartphones ins Sortiment aufnehmen werde. Diese Nachricht hat einige Aktionäre abgeschreckt im Glauben, dass «China Mobile» nun keine iPhones ins Angebot aufnehmen wird.

Hohe Apple-Manager verkaufen Aktien

In den letzten Tagen und Wochen haben wir mehrmals darüber berichtet, dass hohe Apple-Manager grosse Anteile ihrer Apple-Optionen verkauft haben. Der Grund, warum all diese Verkäufe nun kurz vor Jahresende geschehen, ist folgender: In den USA wird höchstwahrscheinlich per Anfang Januar 2013 die Dividenden-Steuer für solch wertvolle Aktien-Titel auf 39.6 Prozent angehoben — um diesem «Fiscal Cliff» entgegenzusteuern, wurden in den letzten Wochen viele grosse Aktien-Optionen veräussert.

Spezielle Jahresend-Dividende

Im Zuge des angepassten Besteuerungsgesetzes, haben einige Firmen in den USA eine spezielle Jahresend-Dividende angekündigt. Apple hat dies nicht getan — obwohl es der Firma finanziell ausgezeichnet geht. Laut Jason Schwarz von Seeking Alpha ist es schwierig abzuschätzen, was genau das «nicht auszahlen» dieser speziellen Dividende für Auswirkungen haben wird. Der Analyst nennt aber drei mögliche Konsequenzen: 1: Jene Firmen, die die 2013er Dividenden nun im Voraus auszahlen werden im verlaufe des nächsten Jahres weniger attraktiv; 2. Jede Firma, die die spezielle Dividende nicht auszahlen, werden für Rentenfonds im Jahre 2013 attraktiver; 3. Kurzfristig werden Titel, die keine spezielle Dividende auszahlen, Kursverluste hinnehmen müssen, weil die Aktionäre lieber dort investieren, wo kurzfristig spezielle Dividenden abgeholt werden können.

Zukunft

Dies ist nun die dritte Welle an Sell-Offs seit dem Kurs-Allzeithoch von 702 US-Dollar Mitte September. Im nachbörslichen Handel notierte der Kurs sogar bei 536.00 US-Dollar, einem erneuten Minus von einem halben Prozent zum gestrigen Handelsschluss. Seit dem Allzeithoch im September hat die Aktie über 23 Prozent an Wert verloren — seit Jahresanfang jedoch steht die Apple-Aktie noch immer mit 33 Prozent im Plus.
Die meisten Analysten sehen für Apple nach wie vor eine rosige Zukunft. Die Firma konnte mit einem komplett aufgefrischten Produkt-Sortiment in das wichtige Weihnachtsgeschäft starten und aktuell dürfte Apple ein erneutes Rekord-Quartal erwirtschaften (Oktober-Dezember 2012, Apples erstes Fiskalquartal 2013). Gene Munster von Piper Jaffray hat gestern das Kursziel von 900 US-Dollar bekräftigt und z.B. auch Laurence Balter von Oracle Investment Research bewertet AAPL weiterhin als «Strong Buy».

Von Stefan Rechsteiner
Veröffentlicht am

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1 Kommentar

Kommentar von riwi

Eine gute Firma ist nicht immer eine gute Aktie. Neben der Qualität einer Firma (Produkte, Management, Gewinne, Bilanz) sollte sich ein Aktieninvestor IMMER auch ein Bild über die Bewertung einer Aktie machen. Apple war bei einem Kurs von USD 700 schlichtweg zu teuer, d.h. der Markt hat via Aktienkurs Erwartungen an Apple gestellt, die nicht einmal von dieser hervorragenden Firma erfüllt werden können.

Was jetzt geschieht ist die Korrektur dieser Überbewertung. Einzelne Begründungen wie Manager-Verkäufe, Margin-Anforderungen oder China Mobile sind nicht mehr als täglicher “Noise” und sollten nicht zu stark gewichtet werden. Die AAPL-Aktien war viel zu teuer, und ist es wohl (leider) immer noch…

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