Alle wichtigen Details zu Apples Geschäftszahlen Q1 2019

Apple ist ein notorisch verschlossenes Unternehmen. Die Gelegenheiten, Details über den Unternehmens-Zustand und die Zukunfts-Pläne zu erfahren sind dünn gesät. Eine dieser äusserst seltenen Gelegenheiten ergibt sich jeweils bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen des Unternehmens. Alleine schon der Geschäftsbericht offenbart jeweils interessante Fakten über das vergangene Quartal. Der nach der Berichts-Präsentation mit Analysten und Journalisten stattfindende «Conference Call» bietet oft aber noch detailliertere Einblicke in den Zustand des Unternehmens. Mit anwesend sind Apples CEO Tim Cook und Luca Maestri, der Finanzchef des Unternehmens. Den beiden ranghohen Unternehmensvertretern können Fragen gestellt werden. Von den Teilnehmern werden so oft mehr Details zu sonst nicht weiter deklarierten Themen und nicht selten auch über künftige Produkte aus den Managern herausgekitzelt. In diesem Jahr waren Cook und Maestri gesprächig wie selten zuvor – womöglich auch deshalb, weil das Unternehmen gleich zwei grosse Themen zu bewältigen hatte: Zum einen musste Apple vor wenigen Wochen die erste Revidierung einer Geschäftsprognosse seit sechzehn Jahren bekannt geben, zum anderen fiel eben dieser Umstand ausgerechnet mit einer Formatänderung beim Geschäftsbericht zusammen. Erstmals nennt Apple keine genauen Absatzzahlen zu seinen Produkten mehr. Dafür informiert Apple neu über andere Zahlen, die das Unternehmen für das Verständnis seiner Geschäfte als viel wichtiger erachtet. Diese Punkte galt es primär zu klären.

Stefan Rechsteiner


Ausführliche Analysen und Grafiken zu Apples Umsatz, Gewinn und Verkaufszahlen seit dem Jahr 2000 haben wir in einem Wissensartikel im Lexikon zusammengetragen.

Erstmals seit dem Sommer 2002 musste Apple Anfang Jahr eine Revidierung der Geschäftsprognose für das vergangene Quartal bekannt geben. Das Gewarnte traf denn auch ein: Statt den noch im November prognostizierten «zwischen 89 und 93 Milliarden US-Dollar» sind zwischen Oktober und Dezember «nur» deren 84.3 Milliarden US-Dollar umgesetzt worden. Statt dem erhofften neuen Rekord und einem Wachstum von bis zu gut 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal resultierte entsprechend ein um 4.51 Prozent tieferer Umsatz als noch im Q1 2018. Trotzdem war das vergangene Quartal das zweit-beste der Unternehmensgeschichte.

Wie Cook anlässlich der Telefon-Konferenz ausführte, hätten vor allem vier Faktoren dazu geführt, dass das Unternehmen seine Prognose nicht erreichen konnte. Die neuen iPhone-Modelle seien im Spätherbst 2018 zu einem anderen Zeitpunkt in den Handel gekommen als noch 2017 (iPhone 8 im September 2017 und iPhone X Anfang November 2017; iPhone XS im September 2018 und iPhone XR Ende Oktober 2018), es gab währungsbedingte Belastungen, Lieferengpässe bei bestimmten Produkten und makro-ökonomische Bedingungen in Schwellenländern. Vor allem die schwachen makro-ökonomischen Bedingungen in einigen aufstrebenden Märkten, so Cook weiter, seien «deutlich schwerer» gewesen als ursprünglich von Apple vorgesehen – «im Speziellen in China». Diese Herausforderungen führten zu weniger iPhone-Upgrades als zuerst prognostiziert.

Das Geschäft in China

Zum Start wollte Cook entsprechend einige Details zu den Geschäften des Unternehmens in China kommunizieren. Der Umsatz im Reich der Mitte sei im Jahresvergleich um 4.8 Milliarden US-Dollar kleiner ausgefallen – das Wachstumsminus habe Produkte vom iPhone über den Mac bis zum iPad betroffen. Der «grösste Teil des Defizits» im Vergleich zur ursprünglichen Prognose und des weltweiten Umsatzrückgangs im Jahresvergleich sollen auf die Geschäfte in China zurückzuführen sein.

Obschon weniger iPhone-Modelle verkauft werden konnten als erwartet, seien Apples Geschäfte ausserhalb Chinas gewachsen. Neue Rekorde soll es in den Amerikanischen Ländern, Westeuropa, Zentral- und Ost-Europa und im Asiatischen Gebiet ausserhalb Chinas gegeben haben. Im Speziellen in grossen Märkten wie den USA, Kanada, Mexiko, Deutschland, Italien, Spanien und Südkorea wurden im vergangenen Quartal neue Umsatz-Rekorde aufgestellt, freut sich Cook.

Trotz Wachstums-Rückgang im chinesischen Markt habe man auch dort im vergangenen Quartal einen neuen Rekord beim Umsatz mit den Diensten erzielt. Alleine aus China zählt Apple mehr als 2.5 Millionen registrierte iOS-Entwickler, so Cook. Auch das Geschäft mit den «Wearables» – also der Apple Watch oder den AirPods – habe sehr starke Zahlen generiert. Cook nennt ein Umsatzwachstum in diesem Segment in China von «über 50 Prozent». Auch die Anzahl aktiv genutzter Geräte («Active Installed Base») wachse weiterhin stark dank neuen Kunden. Mehr als zwei Drittel aller Kunden in China, die im Dezember-Quartal einen Mac oder ein iPad gekauft haben, haben erstmals überhaupt ein solches Produkt von Apple erworben. Weiter habe Apples Umsatz aus dem chinesischen Markt trotz dem «schwierigen» Dezember-Quartal auf das ganze Kalenderjahr gesehen ein leichtes Wachstum verzeichnen können, freut sich Cook.

Makro-ökonomische Faktoren würden «kommen und gehen», meint Cook weiter, und man sehe «viel Aufwärtspotential», wenn man «sich auf die Dinge konzentriere, die das Unternehmen selbst kontrollieren» könne.

Speziell die Zahlen aus den USA seien stark gewesen, fügt Finanzchef Maestri hinzu.  Der Umsatz im vergangenen Quartal stieg in Amerika im Jahresvergleich um 1.5 Milliarden US-Dollar. Ein «zweistelliges Wachstum» soll es unter anderem in Deutschland, Spanien, Polen, Mexiko, Malaysia und Vietnam gegeben haben.

Das iPhone-Minus

Heute benutze man ein iPhone länger als noch in früheren Jahren, so Cook. Die Leute würden entsprechend nicht mehr so schnell neue Geräte kaufen. Zusammen mit den genannten makro-ökonomischen Faktoren in den aufstrebenden Märkten führte dies im vergangenen Quartal zu einem mit dem iPhone generierten Umsatz, der um 15 Prozent tiefer ausfiel als noch im Vorjahresquartal, bestätigt der Apple-CEO. Gleichzeitig aber wuchsen Apples Geschäfte ausserhalb des iPhone «um starke 19 Prozent».

Einer der Faktoren, die zum iPhone-Minus beigetragen haben sollen, sei die relative Stärke des US-Dollars. Durch die währungsbedingten Belastungen seien Apple-Produkte in einigen Teilen der Welt teurer geworden. Cook nennt als Beispiel die Türkei, wo die Lira im Verlaufe des Kalenderjahres 2018 um 33 Prozent an Wert verlor. Im vergangenen Quartal habe Apple in der Türkei fast 700 Millionen US-Dollar weniger umgesetzt als noch im Vorjahr.

Ein weiterer Faktor sei, dass die Mobilfunkanbieter aus «verschiedenen Gründen» immer seltener Geräte subventionieren. Hier nennt Cook als Beispiel den japanischen Markt, in welchem ein iPhone-Kauf traditionell von den Providern mit Abo-Verkäufen subventioniert wurde. Wettbewerbsorientierte Werbemassnahmen hätten in wichtigen Perioden die Subventionen häufig erhöht. Heute aber seien diese Subventionen «durch lokale Vorschriften und den damit verbundenen Wettbewerb erheblich eingeschränkt». Apple sieht darin mit ein Grund, warum nur noch etwas weniger als die Hälfte aller im Q1 in Japan verkauften iPhone subventioniert waren. Vor einem Jahr betrug der Anteil noch drei Viertel. Gleichzeitig sei auch die Höhe der Subventionen gesunken.

Als dritten Faktor nennt Cook das vom Unternehmen im vergangenen Jahr angebotene Batterie-Austauschprogramm. «Millionen von Kunden» hätten dank Apple «günstig und effizient» durch einen neuen Akku die Lebensdauer ihrer bestehenden iPhone-Modelle verlängern können. Mehrere Marktbeobachter hätten Apple angeraten gehabt, wegen den potentiellen Auswirkungen auf die iPhone-Käufe diese Aktion nicht durchzuführen. Cook bekräftigt aber, dass man «fest davon überzeugt» sei, dass dies «für unsere Kunden das Richtige war». Vor zwei Wochen wurde bekannt, dass im Zuge der Aktion von Apple wohl über 11 Millionen iPhone-Akkus vergünstigt ausgetauscht wurden.

Gleichzeitig haben aber im Zuge der Lancierung einer neuen Kampagne für die Eintauschaktion für neue iPhone die Retail Stores die Trade-Ins im vergangenen Quartal im Jahresvergleich mehr als verdoppelt. Nie seien so viele ältere iPhone-Modelle gegen eine Gutschrift beim Kauf eines neuen Modells eingetauscht worden als im vergangenen Quartal, so Finanzchef Maestri.

Am besten verkauft hat sich im vergangenen Quartal weltweit übrigens das iPhone XR, gefolgt vom iPhone XS Max und dann dem iPhone XS.

Erstmals nennt Apple, wie viele iPhone aktuell weltweit aktiv genutzt werden. Diese Zahl ist laut Maestri jüngst auf über 900 Millionen iPhone angestiegen. Im Jahresvergleich sei die «Active Installed Base» beim iPhone in allen fünf geografischen Marktgebiete gestiegen. Alleine in den vergangenen 12 Monaten sind 75 Millionen aktive iPhone dazugekommen. Neu will Apple periodisch über diese Nutzerzahl informieren.

Der iPhone-Preis

Von einem Analyst wurde in der Q&A-Session die Frage aufgeworfen, ob Apple die neuen iPhone-Modelle nicht schlicht preislich zu hoch angesiedelt habe. Sei nicht auch deshalb jüngst der Absatz der Smartphones rückläufig? Tim Cook beantwortete diese These zuerst mit einer Relativierung. In den USA habe man das iPhone XS beim gleichen Kaufpreis angesetzt, wie vergangenes Jahr das iPhone X. Das neue grössere iPhone XS Max koste 100 US-Dollar mehr als das iPhone XS, während das iPhone XR preislich genau in der Mitte zwischen dem letztjährigen iPhone 8 und iPhone 8 Plus angesiedelt wurde. In den Vereinigten Staaten sei der Preisunterschied also nicht vorhanden oder nur minimal im Vergleich zum Vorjahr, so Cook.

Die währungsbedingten Belastungen aber hätten die preislichen Unterschiede auf den internationalen Märkten verstärkt. Vor allem in aufstrebenden Märkten, die sich noch viel stärker gegenüber dem US-Dollar bewegten, führt Cook weiter aus. Man habe deshalb nun im Januar reagiert und in einigen Regionen den Preis so angepasst, dass man alle oder zumindest einen Teil der Devisenbewegungen absorbieren konnte. Die Preise seien dort lokal nun nahe am oder sogar ganz dem letztjährigen Level angepasst.

Ein weiterer Grund – und für Cook sogar «wohl das noch grössere Problem in Entwicklungsmärkten» – seien die bereits erwähnten immer kleiner werdenden oder komplett fehlenden Subventionen der Mobilfunkanbieter. Als Beispiel habe er zuvor Japan genannt, aber auch in den USA sei dies spürbar. Ein Kunde beispielsweise, dessen letzter iPhone-Kauf ein iPhone 6S, ein iPhone 6 oder vielleicht sogar ein iPhone 7 gewesen war, habe dafür wohl noch 199 US-Dollar bezahlt. In der heutigen Zeit ohne Subventionen durch ein mehrjähriges Mobilfunk-Abo koste ein Neukauf einiges mehr.

Er sei durchaus der Ansicht, dass der Kaufpreis eines neuen iPhone auch ein Faktor für das Absatz-Minus sei, gibt Cook zu.

«Wir arbeiten daran» und man habe eine Reihe von Massnahmen um dem zu begegnen, bekräftigt der CEO. Dazu gehöre auch die aktuell laufende «Trade-In»-Eintauschaktion oder der ebenfalls verfügbare Kauf gegen Ratenzahlung.

Die Dienste

Die «Total Active Installed Base» (über alle Apple-Geräte hinweg) sei im Kalenderjahr 2018 von 1.3 auf 1.4 Milliarden Geräte angestiegen. In allen Produkte-Kategorien seien über alle fünf geografischen Marktgebiete hinweg aktuell so viele Geräte aktiv im Einsatz wie noch nie zuvor, bekräftigt Cook. Diese Zahl ist für Apple besonders wichtig, denn sie reflektiere den Zustand der Geschäfte des Unternehmens besser als die nackten Verkaufszahlen. Mitunter deshalb weist Apple die Absatzzahlen neu auch nicht mehr im Geschäftsbericht aus. Die wachsende Nutzungszahl sei ein «mächtiger Beleg für die Zufriedenheit und Loyalität» der Apple-Kunden und treibe auch das «schnell wachsende» Dienstleistungsgeschäft an, zeigt sich Cook zuversichtlich.

Mit einem Wachstum von 19 Prozent auf 10.9 Milliarden US-Dollar hat Apple abermals beim Umsatz mit den Diensten einen neuen Rekord aufgestellt. Maestri betont, dass auch bei den Diensten über alle fünf globalen Regionen hinweg neue Rekord-Zahlen erwirtschaftet werden konnten. Cook führt derweil weiter aus, dass das Unternehmen nicht nur über alle Dienste gesehen den grössten Umsatz bisher erzielen konnte, sondern auch bei diversen einzelnen Diensten neue Rekorde aufstellen konnte. Cook nennt dabei namentlich die App Stores, den Zahlungsdienst «Apple Pay», die Cloud-Dienste, den App-Store-Werbemarkt und die Garantieerweiterung «Apple Care». Weiter habe Apple vergangenes Quartal, «fast 16 Jahre nach der Lancierung des iTunes Store», den bisher höchsten Umsatz mit Musik erzielen können. Katalysator für diesen Rekord war der Streaming-Dienst «Apple Music», der nun über 50 Millionen zahlende Kunden zählt.

Wie das Unternehmen bereits Anfang Januar bekannt gegeben hat, war 2018 für die App Stores von Apple ein Rekord-Jahr. Zwischen Heiligabend und Silvester 2018 haben Kunden in den App Stores von Apple 1.22 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Am Neujahrstag alleine wurden in den App Stores über 322 Millionen US-Dollar umgesetzt – so viel wie noch nie zuvor an einem einzelnen Tag. Auch die Anzahl Kunden, die in den App Stores eingekauft hat, war so hoch wie noch nie zuvor, wie Cook am Dienstag-Abend weiter ausführte.

Mit dem Bezahldienst Apple Pay wurden in den drei Monaten Oktober, November und Dezember 2018 über 1.8 Milliarden Transaktionen ausgeführt. Cook zufolge sei dieses Volumen «mehr als doppelt so hoch» wie noch im Vorjahresquartal. Im Weihnachtsquartal ist der Dienst in drei neuen Ländern (Deutschland, Belgien und Kasachstan) lanciert worden. Neu ist Apple Pay in 27 Märkten weltweit verfügbar. Insbesondere der Start in Deutschland sei gemäss Cook ein «grosser Erfolg» gewesen. Die Deutsche Bank berichte, es habe für Apple Pay innerhalb einer Woche mehr Aktivierungen gegeben «als für Android im ganzen vergangenen Jahr». Das sei «ein weiteres Beispiel» dafür, was möglich sei, wenn man «Apples weltklasse Hardware, Software und Ökosystem mit der engagierten und aktiven Nutzerbasis von Apple» verbinde, so der CEO des Unternehmens.

Die Umsätze aus den Cloud-Diensten wachsen ebenfalls schnell – im Jahresvergleich stieg der Umsatz um über 40 Prozent. Beispielsweise die Leserzahlen von Apples Nachrichtendienst «Apple News» in den bisher verfügbaren Märkten USA, Grossbritannien und Australien sei jüngst auf über 85 Millionen Nutzer angestiegen. Laut den neuesten Daten von ComScore habe Apple News in den USA derzeit die grösste Nutzerschaft aller News-Apps. Cook kündigte ausserdem an, dass die «internationale Leserschaft» weiter wachsen werde, denn die «erste bilinguale Lancierung» des Dienstes stehe «später im laufenden Quartal» mit Kanada an.

Apple sei nicht nur mit dem Wachstum, sondern «auch mit der Breite» seines Dienste-Portfolios zufrieden, meint Cook. Der mit den Diensten generierte Umsatz ist von weniger als 8 Milliarden US-Dollar im Kalenderjahr 2010 auf über 41 Milliarden US-Dollar im 2018 angestiegen. Der grösste einzelne Dienst mache dabei weniger als 30 Prozent des gesamten Dienste-Umsatzes aus, und «die neuen Dienste, die in den letzten paar Jahren lanciert wurden, verzeichnen alle ein enormes Wachstum».

Das Unternehmen sei weiterhin auf gutem Kurs, das selbstgesteckte Ziel zu erreichen, den fiskalen Dienste-Umsatz von 2016 bis ins Jahr 2020 zu verdoppeln. Daran ändere auch die Revidierung der Geschäftsprognose von Anfang Jahr nichts.

Die Anzahl zahlender Kunden in den digitalen Stores von Apple habe Maestri zufolge im vergangenen Quartal ein neues Hoch erreicht. Über das vergangene Jahr habe man hier ein «starkes zweistelliges Wachstum» verzeichnen können. Konkret nennt Apples Finanzchef 360 Millionen zahlende Abonnenten über alle Dienste des Unternehmens hinweg – vor einem Jahr lag deren Anzahl noch bei 120 Millionen. Maestri erwartet, dass Apple bis 2020 über eine halbe Milliarde zahlende Abonnenten hat.

Aktuell gebe es im App Store von Apple über 30’000 Apps mit Abos. Der grösste Abo-Dienst mache dabei nur 0.3 Prozent der ganzen Dienste-Umsätze von Apple aus. Maestri möchte mit dieser Angabe wohl gegen die Bedenken einiger Marktbeobachter halten, Apple habe mit Netflix einen grossen Fisch verloren. Der Film- und Serien-Streamingdienst hat kürzlich damit aufgehört, seine Abos auch über den App Store von Apple anzubieten. Nutzer können das Abo neu nur noch direkt über Netflix lösen und nicht mehr über die App selbst, womit Apple jeweils an den so abgeschlossenen Netflix-Abso mitverdient hatte.

Apple und Video

In der Fragerunde angesprochen auf das Thema «Video», bestätigte Cook abermals, dass Apple sehr an diesem Gebiet interessiert sei und es hier bald einiges Neues aus Cupertino zu berichten geben werde.

In diesem Jahr würde die Entkoppelung der Gesellschaft vom Kabel-Fernsehen, welches in den USA noch äusserst populär ist aber durch neue Dienste wie Netflix und Co. stark bedrängt wird, stärker fortschreiten als bisher. Apple möchte mit verschiedenen Massnahmen an dieser Entwicklung teilhaben, so Cook.

Eine davon sei Apple TV – ein Produkt, welches der Markt bereits sehr gut kenne. Eine weitere Massnahme sei Apples Streaming-Protokoll AirPlay 2, welches man kürzlich auf verschiedene Fernsehapparate von Drittherstellern bringen konnte.

Ebenfalls ein Faktor für diese Entwicklung seien die zahlreichen Video-Streamingdienste, die es auf dem Markt und auch im App Store gebe. Apple beteilige sich auch daran, gemeint ist wohl Apples «TV»-App, welches verschiedene Angebote zusammenfasst. Cook ist ausserdem der Ansicht, dass dieser Markt in naher Zukunft noch anziehen wird, weil Kunden statt einem Kabel-Anschluss künftig gleich mehrere Dienste abonnieren werden.

Schlussendlich spiele auch eigener Inhalt eine gewichtige Rolle. Apple werde auch «in der Welt des ‹Original Content›» mittun. Man sei beispielsweise eine mehrjährige Partnerschaft mit Oprah Winfrey eingegangen und Apple habe einige «grossartige» Leute angestellt, in die Cook «super-viel Vertrauen» habe und die «wirklich hart» arbeiten.

Details verrät Cook aber weiterhin keine – man werde «später» mehr darüber erzählen. Jüngsten Gerüchten zufolge könnte Apples Video-Streamingdienst bereits in den nächsten paar Monaten starten. Apple hat über die vergangenen zwei, drei Jahre mindestens knapp 30 TV-Serien- und Film-Produktionen in Auftrag gegeben.

Der Mac, das iPad und die «Wearables»

Mit einem Umsatzplus von 9 Prozent erreichte Apple auch beim Geschäft mit den Mac-Computern das beste Quartalsergebnis bisher. Angetrieben wurden die Mac-Verkäufe durch die im Oktober neu eingeführten MacBook-Air- und Mac-mini-Modelle, so die beiden Apple-Manager.

Wie Finanzchef Maestri weiter ausführt, seien die mit dem Mac generierten Umsätze «in den meisten Ländern» gestiegen. In einigen grösseren Märkten sogar im zweistelligen Bereich. Er nennt dabei namentlich die USA, Westeuropa, Zentral- und Ost-Europa, Japan, Südkorea und den süd-asiatischen Raum.

Die Hälfte aller Mac-Käufer im Dezember-Quartal hätten sich zum ersten Mal überhaupt einen Mac gekauft. Die aktive Nutzerbasis habe im Q1 2019 zudem einen neuen Rekordstand erreicht. Eine genaue Zahl nennt Maestri im Gegensatz zum iPhone jedoch nicht.

Auch der mit den iPad generierte Umsatz ist kräftig angestiegen. Mit 17 Prozent wuchs das Tablet sogar so stark wie seit fast sechs Jahren nicht mehr. Auch hier sei das Wachstum vor allem durch die Produkt-Lancierung der neuen iPad-Pro-Modelle im November angetrieben worden, freut sich CEO Cook. Aber auch die «normalen» iPad-Modelle hätten eine «starke Performance» an den Tag gelegt, ergänzt Maestri. In vier der fünf geografischen Marktgebiete gab es ein Wachstum im zweistelligen Bereich.

Ähnlich wie beim Mac seien die Hälfte aller iPad-Käufer im vergangenen Quartal erstmalige iPad-Käufer gewesen und auch beim iPad gab es einen neuen Rekord bei der Anzahl aktiv genutzten Geräten. Apple nennt aber auch hier keine konkrete Zahl.

Die bisher «Andere» genannte Produkte-Kategorie hört neu auf den Namen «Wearables, Home und Zubehör». In diesem Segment verzeichnete Apple im Q1 2019 im Jahresvergleich ein Wachstum von 33 Prozent. Auch hier soll es neue Umsatz-Rekorde in allen geografischen Märkten gegeben haben. Alleine der mit den Wearables generierte Umsatz, so Cook weiter, betrug «fast 50 Prozent». Unter «Wearables» versteht Apple vor allem die Geschäfte mit der Apple Watch und den AirPods.

Basierend auf dem in den letzten vier Quartalen generierten Umsatz ist Apples Wearables-Geschäft mittlerweile auf die Grösse eines «Fortune 200»-Unternehmens angewachsen.

Langfristigkeit

Apple messe seinen Erfolg nicht im 90-Tage-Rhythmus, sondern man führe das Unternehmen auf lange Sicht hinaus, beteuert Cook. Dem Unternehmens-CEO zufolge sehe man vor allem drei Schlüssel zum langfristigen Erfolg. Die hohe Zufriedenheit und Loyalität der Kunden, die grosse und weiterhin wachsende aktive Nutzerbasis und «im Zentrum die tiefverwurzelte Innovationskultur». Dank diesen Faktoren, so Cook weiter, sei das Apple-Ökosystem heute stärker denn je zuvor.

Apple habe ein überaus talentiertes Team, welches Hardware, Software und Dienste erschaffe, die alle für ein unvergleichliches Benutzererlebnis optimiert seien. Die Apple Watch sei ein gutes Beispiel dafür. Cook erhalte ununterbrochen E-Mails aus der ganzen Welt, in denen Nutzer darüber berichten, wie drastisch die Apple Watch ihr Leben im Positiven verändert habe. Sie seien fitter und aktiver, würden über Herzprobleme informiert und ihnen stehe mit der Uhr bei Notsituationen ein mächtiges Werkzeug zur Verfügung, so Cook über die Zuschriften der Apple-Watch-Nutzer. «Wir glauben, dass wir gerade erst anfangen haben zu erkennen, welche Auswirkungen wir auf die Verbesserung der Gesundheit der Menschen haben können, und wir sind zutiefst von den Möglichkeiten inspiriert», sagt Cook an der Quartalszahlenkonferenz.

Weiter weisst Cook auf die immensen technischen Fortschritte hin, die Apple in den mobilen Prozessoren seiner Geräte erreicht.

Apple sei von der «fundamentalen Stärke» der eigenen Geschäfte so überzeugt «wie nie zuvor». Weiter verfüge man über eine «sehr starke» Produkte- und Dienste-Pipeline. «Noch in diesem Jahr» soll es «einige aufregende Ankündigungen» geben. Apple sei «so innovativ wie kein anderes Unternehmen auf der Erde» und man werde «den Fuss nicht vom Gas» nehmen. Das Unternehmen werde auch während dem «kurzfristigen Gegenwind» aktuell weiterhin stark investieren und dann «stärker daraus hervorgehen», zeigt sich Cook zuversichtlich.

Zufriedenheit und Loyalität der Kunden

Einer aktuellen Studie von 451 Research zufolge beträgt die Kundenzufriedenheit bei allen drei neuen iPhone-Modellen «iPhone XR», «iPhone XS Max» und «iPhone XS» 99 Prozent. 81 Prozent der Unternehmen, die im laufenden Quartal Smartphones kaufen wollen, planen iPhone zu kaufen, so Finanzchef Maestri.

Das iPad erzielt eine Kundenzufriedenheitsrate von 94 Prozent, während das iPad Pro sogar auf 100 Prozent kommt. Bei den Unternehmen planen derweil 68 Prozent, bei ihrem Tablet-Kauf im nächsten Quartal auf Geräte von Apple zu setzen.

Laut den neuesten Zahlen vom Marktforscher Kantar verzeichne das iPhone in den USA ausserdem eine Kundenloyalität von 90 Prozent. Maestri streicht heraus, dass dies 23 Prozentpunkte mehr seien, als der zweitplatzierte Smartphone-Hersteller dieser Studie.

Apples Marge

Während Apple erstmals keine Absatzzahlen mehr nennt, publiziert Apple neu eine etwas detailliertere Aufschlüsselung der Bruttogewinnmarge des Unternehmens. Diese betrug über alle Geschäfte gesehen im vergangenen Quartal 38 Prozent. Damit die Investoren die Geschäfte des Unternehmens «besser verstehen können», weist Apple die Marge neu auch aufgeschlüsselt nach «Produkte» insgesamt und «Dienste» insgesamt aus.

Die Marge bei den Produkten belief sich im vergangenen Quartal auf 34.3 Prozent. Im Vorjahresquartal betrug sie 36.11 Prozent. Bei den Diensten hat Apple eine Bruttomarge von 62.8 Prozent (Q1 2018: 58.3 Prozent).

Gegenüber dem Vorquartal (das Sommer-Quartal «Q4 2018») stieg Apples Produkte-Marge um 60 Basispunkte. Als Gründe gibt Apple das Weihnachtsgeschäft an, leicht gedämpft durch höhere Kosten durch die Einführung neuer Produkte und den währungsbedingten Belastungen. Bei der Dienste-Marge betrug der Anstieg gegenüber dem Sommerquartal 2018 sogar 170 Basispunkte.

Während sich sowohl die Produkt-, wie auch die Dienste-Marge sequenziell (also gegenüber dem Vorquartal) verbesserten, sank die Bruttogewinnmarge aller Geschäfte um 30 Basispunkte. Maestri nennt als Grund eine andere Verteilung zwischen den Produkten und den Diensten.

Retail Stores

Aus dem vergangenen Quartal hebt Maestri besonders die Eröffnung des neuen Flagship-Stores an der Avenue des Champs-Élysées in Paris hervor. Auch wurde in Bangkok der erste offizielle Apple Store Thailands eröffnet. Per Ende 2018 gab es weltweit 506 physische Verkaufsläden von Apple – verteilt auf 22 Länder.

Weiterhin gigantische Bar-Reserven

Das erste Fiskalquartal 2019 beendete Apple mit 245 Milliarden US-Dollar an liquiden Mitteln plus marktgängigen Wertpapieren. Per Ende 2018 kamen zudem 102.8 Milliarden US-Dollar an Laufzeit Schulden und 12 Milliarden US-Dollar an kurzfristigen Geldmarktpapieren dazu. Daraus resultiert eine Liquiditätslage von 130 Milliarden US-Dollar.

Apples schon vor längerem kommunizierte Ziel ist es, langfristig eine neutrale Net-Cash-Position zu erreichen. Dazu hat Apple auch im vergangenen Quartal weiter Anteile zurückgekauft. Wie es Maestri ausführt, wurden zwischen Oktober und Dezember 38 Millionen Apple-Aktien für 8.2 Milliarden US-Dollar zurückgekauft. Zusätzlich flossen 3.6 Milliarden US-Dollar durch Dividendenzahlungen an die Investoren zurück. Im vergangenen Quartal sind so weitere 13 Milliarden US-Dollar in Apples gigantisches Kapitalrückfluss-Programm geflossen. Dass das einiges weniger ist als in den Quartalen zuvor, fiel auch einer Analystin anlässlich der Fragerunde auf. Maestri erklärte, dass man seit dem Start des Programms fast schon 250 Milliarden US-Dollar an die Investoren zurückfliessen liess. Apple habe dabei immer beteuert, man wolle das Programm in einer «effizienten, effektiven und disziplinierten Art und Weise» durchziehen, welche auch die allgemeinen Marktverhältnisse berücksichtigt. Das habe man nun auch im Dezember-Quartal so gemacht.

Über den genauen Stand des Kapitalrückfluss-Programms wird Apple anlässlich der nächsten Geschäftszahlen-Bekanntgabe nach der Beendigung des aktuellen Quartals informieren. Ebenso über die nächsten Schritte diesbezüglich.

Weiteres Wachstumsminus prognostiziert

Für eben dieses noch laufende Quartal erwartet Apple aktuell einen Umsatz zwischen 55 und 59 Milliarden US-Dollar. Diese Spanne spiegle den negativen Einfluss der Wechselkurse gegenüber dem Vorjahr von rund 1.3 Milliarden US-Dollar wider, was etwa 210 Basispunkte des letztjährigen Umsatzes entspreche, sowie das weiterhin noch unsichere makroökonomische Umfeld, insbesondere in einigen Schwellenländern, so Maestri.

Im Q2 2018 setzte Apple noch 61.137 Milliarden US-Dollar um. Mit dieser Prognose rechnet Maestri entsprechend erneut mit einem Wachstumsminus – diesmal im Bereich von 3.5 bis 10 Prozent.

Das nun laufende «Q2 2019» läuft bis Ende März. Den nächsten Geschäftsbericht von Apple wird es voraussichtlich Ende April oder Anfang Mai 2019 geben.

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