Wenn Krethi und Plethi iPods verkaufen wollen

Wenn Discounter Apple Produkte unter die Leute bringen sollen

Der iPod hat sich von einem exklusiven MP3-Player zu einem Main-Stream-Artikel gewandelt, der bald an jeder Ecke erhältlich ist. Apple hat die iPod-Vertriebskanäle in den vergangenen Monaten strak ausgeweitet. Mittlerweile verkaufen sogar Grossmarktketten wie «Mediamarkt», «Interdiscount» oder «Dipl. Ing. Fust» die allseits beliebten digitalen Musik-Player. Während dieser Schritt für Apple auf den ersten Blick ein Gewinn ist (grösserer Absatzmarkt), bleiben die traditionellen Apple-Händler (einmal mehr) auf der Strecke. Doch selbst für Apple könnte sich dieser Schritt langfristig nicht auszahlen. Erste Hinweise dazu finden sich im aktuellen Werbeprospekt von «Dipl. Ing. Fust».

Thomas Zaugg

«Dipl. Ing. Fust» bewirbt in seinem aktuellen Multimedia-Prospekt (welcher am vergangenen Freitag den Tageszeitungen beilag) den iPod auf einer separaten Seite unter anderem als «universelle Jukebox». Im Text, der in Zusammenarbeit mit einer Internet-Seite namens «www.home-electronic.ch» entstanden sein soll, werden potentielle Kunden auf die Vorzüge des iPods aufmerksam gemacht. Insbesondere wird eine ganze Reihe von iPod-Zubehör beworben (welches natürlich im «Dipl. Ing. Fust» erhältlich ist). Die Tatsache, dass sich rund um den iPod ein eigenes Öko-System entwickelt hat, soll das Kaufargument Nummer 1 für den iPod sein. In einem roten Balken werden schliesslich Vorteile sowie «Kompromisse» des iPods aufgezählt. Während es zu den erwähnten Vorteilen («Sehr handlich», «Elegantes Design», «Vielfältiges Zubehör» und «Übersichtliche Menüstruktur») nicht viel hinzuzufügen gibt, beginnt dem informierten Leser bei den «Kompromissen» der Kopf zu rauchen: «Spielt vergleichsweise wenige Formate» und «Zu wenige Anschlüsse beim nano» sollen die «Kompromisse» sein, die man angeblich beim Kauf eines iPods eingeht. «Dipl. Ing. Fust» (bzw. «www.home-electronic.ch») entlarvet sich mit dieser Aussage als nicht besonders kompetent. (Die Firma rühmt übrigens auf der ersten Seite des Prospekts die Fachkompetenz der eigenen Verkaufsberater und Filialleiter.) Wieso stimmen diese Aussagen nicht? Mit Ausnahme von Microsofts proprietärem WMA-Format spielt der iPod alle gängigen Musik-Formate ab. Dass der iPod nano zu wenig Anschlüsse haben soll, ist ohnehin Nonsens, schliesslich hat sein grosser Bruder auch nicht mehr Anschlüsse. Ich wüsste nicht, welche Anschlüsse dem nano fehlen würden. Im Gegenteil, wie «Dipl. Ing. Fust» selbst schreibt, gibt es für keinen anderen MP3-Player soviel Zubehör wie für den iPod. (Zugegeben, es ist natürlich schon ein Versäumnis von Apple, dass ich meinen Toaster nicht an meinen nano anschliessen kann.)

Es geht mir in diesem Kommentar nicht darum, die Firma «Dipl. Ing. Fust» ins Lächerliche zuziehen, die Story zeigt aber ein Problem auf, mit dem Apple noch zu kämpfen haben dürfte: die fehlende Fachkompetenz der Verkäufer von irgendwelchen Discountern. Der Name Apple steht, bzw. stand immer für qualitativ hochstehende Produkte. Wenn nun iPods neben billigen (oder nicht so billigen) Konkurrenz-Produkten in einem Discounter liegen, könnte das auch negative Auswirkungen auf den Namen «Apple» haben, da die Exklusivität verloren geht und das entsprechende Know-How für Apple-Produkte fehlt. Wenn nämlich ein Verkäufer in einer Filiale einer Grosshandelskette einem Kunden empfiehlt, keinen iPod zu kaufen, da dieser z. B. nur über die Hälfte der Funktionen des Konkurrenzprodukts verfügt, hat Apple bereits verloren. Auch wenn der iPod auf den ersten Blick ein MP3-Player wie jeder andere auch ist, so braucht es doch ein gewisses Verständnis für Apples Konzept (das sich von denen der Konkurrenz deutlich unterscheidet, Apple will keine «Eierlegendewollenmilchsäue»). Gerade dieses Wissen bringen Verkäufer von Discountern oft nicht mit.

Kurzfristig sind die zusätzlichen Absatzkanäle sicherlich ein Gewinn für Apple, ob die Strategie, dass Krethi und Plethi iPods verkaufen dürfen (und das als «Autorisierte Händler»), auch langfristig Erfolg haben wird, steht in den Sternen. Zumal sich die Frage stellt, ob es nur bei den iPods bleibt, oder ob Apple diese neuen Absatzkanäle in Zukunft auch für den Verkauf von Macs nutzen möchte.

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