Totgesagte leben länger
Ein paar Worte zu Apples erfolgreichem Q4 2017
Hätte man jeden Artikel, der in den letzten ein, zwei Jahren erschienen ist und den unmittelbaren Niedergang von Apple beschrieben hatte sorgfältig in Alben geklebt – ein Wandregal dafür hätte wohl nicht ausgereicht.
Was es nicht alles zu lesen gab: Der lang-erhoffte neue Top-Shot ist ausgeblieben. Das seit geraumer Zeit am Markt schwächelnde iPad ist das letzte Blockbuster-Produkt aus Cupertino. Die Android-Konkurrenz hat Apple in jeglicher Hinsicht abgehängt. Bei den Mac-Computern entwickelt das Unternehmen an den Kunden vorbei – andere Unternehmen präsentieren «Mac-Killer» am Laufband. Das Unternehmen ist dem Untergang geweiht.
Und zuletzt noch: Das iPhone 8 ist ein Ladenhüter. Keine Schlangen vor den Apple Stores Mitte September zur iPhone-8-Lancierung. Schier sofortige Verfügbarkeit beim Kauf eines solchen neuen Apple-Smartphone. Das einjährige iPhone 7 verkaufe sich auch nach der Markteinführung des iPhone 8 besser als eben dieses.
Solche Berichte über das iPhone 8 sorgten in der zweiten September-Hälfte für allerlei Unsicherheit bei den Marktbeobachtern und Investoren. Die gestern präsentierten Quartalszahlen offenbaren ein etwas anderes Bild, als es viele Medien jüngst gemalt haben – meist basierend auf Analysten-, alias «Experten»-Meinungen. Apple hat trotz all der vermeintlich seit dem Tod von Mitbegründer und Visionär Steve Jobs im Unternehmen herrschenden «Probleme» erneut ein Rekord-Quartal verbuchen können. Und erwartet für das laufende Weihnachtsquartal die umsatztechnisch besten drei Monate der Wirtschaftsgeschichte.
Beim iPhone-Absatz konnte Apple im vergangenen Quartal mit dem Marktstart des iPhone 8 sogar noch mehr Smartphones absetzen, als im Vorjahreszeitraum mit der iPhone-7-Lancierung.
Das zuletzt während mehreren Quartalen schwächelnde iPad hat nun bereits das zweite Quartal in Folge wieder eine Wachstumsrate jenseits 10 Prozent. Eine ebensolche gibts bei den Mac-Computern.
Am eindrücklichsten aber ist das Wachstum in der Sammelkategorie «Andere Produkte». Hier verzeichnet Apple dem Vorjahresquartal gegenüber ein Wachstum von einem Drittel. Wobei hier angemerkt werden muss, dass es im vergangenen Jahr gegenüber dessen Vorjahresquartal ein Einbruch von einem Fünftel gab. Blendet man aber das vergangene Jahr aus, bleiben vom über 33 Prozent grossen Wachstum trotzdem noch über sechs Prozent übrig im Vergleich 2015 zu 2017. «Eindrücklich» ist das deshalb, weil Apple hier eben jene Produkte sammelt, die im Geschäftsbericht in keiner eigenen Kategorie eingeteilt sind, und dem Medien-Tenor zufolge als «Flop» bezeichnet werden müssten. Es sind dies die «sich schlecht verkaufende» Apple Watch, die «komisch aussehenden» AirPods und die «überteuerte» Settop-Box Apple TV. Das YoY-Wachstum von 33.34 Prozent spricht Bänder – ganz andere Bänder.
Sehr zuversichtlich zeigt sich Apple auch mit dem Blick in die Zukunft. Für das nun laufende erste Fiskalquartal 2018 erwartet Apple einen Umsatz von 84 bis 87 Milliarden US-Dollar. In diesem Quartal sind wir jetzt bereits, denn bei Apple umfasst das «Q1» die drei Monate Oktober, November und Dezember. Der Mac-Hersteller schätzt seinen eigenen Erfolg traditionsgemäss eher konservativ ein. Aber auch wenn das Unternehmen die eigene Prognose knapp verpassen sollte oder sich das Resultat im unteren Bereich der eigenen Erwartungen befinden wird – Apple rechnet so oder so mit einem neuen Rekordergebnis. Und was für einem. Im für das Unternehmen stärksten aller vier Quartale wurde in den letzten drei Jahren 74.6, 75.9 beziehungsweise 78.4 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Apples Prognose «zwischen 84 und 87 Milliarden US-Dollar» bedeutet also einen weiteren massiven Anstieg. Gut möglich, dass Apple dann übrigens auch beim Gewinn seinen im Q1 2015 aufgestellten Weltrekord von 18 Milliarden US-Dollar übertrumpfen könnte.
Totgesagte leben wohl tatsächlich länger.
Ausführliche Analysen und Grafiken zu Apples Umsatz, Gewinn und Verkaufszahlen seit dem Jahr 2000 haben wir in einem Wissensartikel im Lexikon zusammengetragen.
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