Let’s talk about iPhone

Happy Birthday, iPhone!

Vor 5 Jahren, am 09. Januar 2007, wurde an der «Macworld Conference & Expo» in San Francisco ein neuartiges Apple-Gerät Namens «iPhones» präsentiert. Eine neue Ära in der Geschichte der Kommunikation wurde damit eingeläutet. Wie kam es dazu? Wie entwickelt es sich weiter? Ein kurzer Abriss über die Geschichte des iPhones.

Patrick Bieri

Welchen Einfluss die Präsentation des iPhones auf seine Zuhörer in der Halle, aber auch auf die Industrie und die Konsumenten weltweit haben wird, war Steve Jobs wohl schon am Anfang der Präsentation klar, als er mit den Worten begann: «We’re going to make some history together today». Auf diesen Tag wartete Steve Jobs schon zweieinhalb Jahre. Voller Stolz präsentierte er seine drei neuen Produkte: unter Applaus kündigte er einen «iPod mit Touch-Steuerung» an, ein «Mobiltelefon» und «ein Gerät, mit welchem man mobil ins Internet kann». Die Jobs-Präsentation ist mittlerweile Legendär und jeder weiss: Es sind nicht drei separate Produkte. Die Revolution war die Verbindung dieser drei Produkte zu einem: dem «iPhone».

Das erste iPhone verfügte noch nicht über 3G-Funktechnologie, jedoch über einen kapazitiven 3.5 Zoll Touchscreen mit einer Auflösung von 320x480 Pixel, welchen man ohne Druck, nur mit der Berührung des Fingers bedienen konnte. Damit hob es sich von der Konkurrenz ab und schaffte ein interaktives Bedienkonzept. Vereinfacht wurde die Bedienung auch mittels eines Beschleunigungsmessers, mit Hilfe dessen man automatisch zwischen Hoch- und Querformat wechseln konnte. Dem ersten iPhone fehlte es auch an einem GPS-Modul, was jedoch entbehrlich war, denn die Ortung mittels WiFi-Location-Daten wurde unterstützt. In amerikanischen Grossstädten, wo es viele WiFi-Netzwerke hatte, war diese Funktion sehr nützlich, weniger jedoch auf dem Land. Auch fehlte ein ‘mobiler Web Browser’: anstelle dessen präsentierte Apple die mobile Version des Desktop-Browsers Safaris, welche das gleiche Web-Erlebnis bietet wie ein normaler Browser — einfach mobiler. Ein massiver Fortschrit zu allem, was man bisher in diesem Gebiet kannte. Mit dem Multitouch-Zoom hat Apple einen Weg gefunden, um das Zoomen auf einem kleinen Bildschirm sehr angenehm zu gestalten. Auch fünf Jahre später vertraut Apple noch auf das gleiche Prinzip. Und die Konkurrenz macht es nach — mehr Lob geht nicht.
Angetrieben wurde die erste iPhone Generation von einem 412 MHz schnellen ARM-Prozessor, welcher von 128MB Arbeitsspeicher unterstützt wurde.
Erhältlich war die erste Generation des iPhones zuerst nur in den USA — später folgten Deutschland, Frankreich und England. 2008 dann auch noch weitere Märkte wie u.a. Österreich. In der Schweiz kam die erste Generation nie offiziell in den Verkauf. Neue Wege ging Apple, indem das iPhone jeweils exklusiv über einen Partner vertrieben wurde. So verdiente Apple doppelt: zum einen an jedem Verkauften iPhone, zum anderen aber auch an jedem abgeschlossenen Mobilfunkvertrag. Doch auch für die Provider lohnte sich das Geschäft: AT&T verdreifachte innert kürzester Zeit den Datenverkehr und 40% der iPhone Käufer waren Neukunden. Steve Jobs begründete somit ein spezielles Kundenbindungsprogramm. Die Konkurrenz war nicht sonderlich beeindruckt über den Launch des iPhones. Sie sollten eines Besseren belehrt werden.

Would I trade 96% of the market for 4% of the market? I want to have products that appeal to everybody [...] We’ll get a chance to go through this [Apple versus Microsoft debate] again in phones and music players. There’s no chance that the iPhone is going to get any significant market share. No chance. It’s a $500 subsidized item. They may make a lot of money. But if you actually take a look at the 1.3 billion phones that get sold, I’d prefer to have our software in 60% or 70% or 80% of them, than I would to have 2% or 3%, which is what Apple might get.

Steve Ballmer, CEO Microsoft

Die eingeschränkte Verfügbarkeit machte den Parallelimport in die Schweiz attraktiv: viele USA-Reisende brachten als Souvenir ein iPhone in die Heimat mit. Das iPhone war schon damals sehr beliebt: bereits Anfang 2008 sollen über 11’000 iPhones im Schweizer Mobilfunknetz aktiv gewesen sein — ein paar Wochen später waren es bereits 34’200. Der Aufstieg zur iPhone-Nation wird aber mit Verspätung beginnen. Doch dazu später mehr.
Ein weiterer Minuspunkt beim ersten iPhone war die Starrheit des Systems: Erweiterungen mittels neuen Programmen wurde nicht unterstützt. Die ersten Jailbreaks kamen in der Folge auf: Hacker zeigten vor, welches Potential in diesem Gerät steckt. Und Apple liess dieses nicht ungenutzt.

iPhone 3G

Die zweite Generation brachte 2008 Teile der erwünschten Verbesserungen: GPS und 3G-Unterstützung auf der Hardwareseite, den App-Store auf der Softwareseite. Was mit dem Jailbreak schon zuvor möglich war, wurde jetzt auch für die anderen möglich: die fast unbegrenzte Erweiterung des iPhones mit Software — sogenannten «Apps». Erste Spiele wurden präsentiert, nur halb so teuer wie auf der PSP, aber in vergleichbarer Qualität. Das iPhone als Universalgerät, wie wir es Heute kennen, wird begründet.
Der App Store fand sofort grossen Anklang, zum einen bei den Entwicklern, zum anderen aber auch bei den Kunden. Nach zwölf Monaten waren schon über 65’000 Apps im App Store verfügbar und der Zenit war noch lange nicht erreicht. In dieser Zeit wurden mehr als 1.5 Milliarden Apps heruntergeladen.
Die zweite Generation unterstützte auch MobileMe und Microsoft Exchange, was das iPhone auch für Unternehmen zunehmend interessant machte.
Kunden, die ein iPhone der ersten Generation hatten, konnten mittels Update kostenfrei auf iOS 2 updaten.
Für Schweizer Konsumenten und Apple Fans war jedoch eine andere Neuigkeit von grosser Bedeutung: der offizielle Verkaufsbeginn in der Schweiz am 11.07.2008. Als exklusive Vertriebspartner wählte Apple die Swisscom und Orange. Sunrise blieb vorerst aussen vor.
Die ganze Schweiz ist angestanden — wir waren mit euch mitten drin.

Bis im Dezember 2008 werden in der Schweiz über eine Viertel-Million iPhone 3G verkauft — ein Kassenschlager.

iPhone 3GS

Die dritte iPhone Generation wurde 2009 äusserlich kaum verändert, innerlich aber stark aufgemöbelt: die Kamera verfügte über eine Auflösung von 3 Megapixel, HSDPA kam zu den unterstützen Mobilfunkgenerationen hinzu, der Prozessor und die Grafik wurden stark verbessert. Ausserdem wurde ein digitaler Kompass implementiert, welcher die Navigation stark vereinfachte.
Die Software wurde auf iOS 3 aktualisiert: diese wartete mit Features auf, welche von den Nutzern schon länger gefordert worden waren: MMS, Kopieren/Einfügen und Tethering.
Am Vertrieb änderte sich in der Schweiz auch mit der dritten Generation nichts. Verkaufsbeginn war am 19.06.2009 über die offiziellen Vertriebspartner Swisscom und Orange.

Bis im Ende 2009 werden sich bereits ca. 600’000 iPhones in den Schweizer Mobilfunknetzen befinden.

Anfang 2010 stellt Apple den Tablet-Computer «iPad» vor — mit dem iPhone-Bruder beginnt nur drei Jahre nach der iPhone-Vorstellung eine komplett andere Revolution.

iPhone 4

Mitte 2010 präsentierte Apple das neue iPhone 4: die vierte Generation erschien mit einem komplett neuen Äusseren, was, wie sich noch herausstellen wird, zu «gewissen» Problemen führt. Apple präsentierte ein iPhone mit dem eigens dafür von Apple entwickelten A4-Prozessor. Es verfügte zudem über doppelt so viel Speicher wie sein Vorgänger, hatte ein Gyroskop und eine fünf Megapixel Kamera. Das Highlight war jedoch das hochauflösende Display — genannt «Retina Display» — welches über eine Auflösung von 960x640 Pixel verfügt und mit einer Pixeldichte von 326 Pixel pro Zoll aufwarten kann. Zum ersten Mal ist es einem Smartphone-Hersteller gelungen, ein Display zu implementieren, bei welchem man die Pixel von blossem Auge kaum noch sehen kann.
Gleichzeitig präsentierte Apple iOS 4: das Software-Update konnte mit diversen Neuerungen auftrumpfen — wie der Unterstützung von Multitask oder dem einfachen Wechseln zwischen verschiedenen Apps.
Das iPhone 4 avancierte schnell zu einem Verkaufsschlager. Kurz nach den ersten Auslieferungen wurden in den Foren Beiträge publiziert, welche von einem schlechten Empfang berichteten, wenn man das iPhone in einer bestimmten Stellung hielt. Apple tat das, was man auch sonst bei Kritik tut: man hielt sich zuerst Einmal bedeckt und analysierte im Stillen das Problem. Es stellte sich heraus, dass zum einen auf der Softwareseite die Empfangsanzeige falsch berechnet wird, zum Anderen aber die in das Metallgehäuse integrierte Antenne unter Umständen abgedeckt wird. Apple entschloss sich daraufhin zu einem aussergewöhnlichen Schritt: mittels einer App konnte jeder iPhone 4 Besitzer gratis eine Schutzhülle bestellen. Trotz dieses «Mangels», welcher unter Umständen anderen Mitbewerbern grosse Umsatzeinbrüche gebracht hätte, schaffte es Apple, dieses Problem auszusitzen und den Erfolg der Vorgängermodelle noch einmal zu übertreffen. Die Verkäufe nahmen trotz der negativen Meldung nicht ab, sondern die Wartelisten in den verschiedenen Shops blieben bestehen.
Mit der vierten Generation öffnete Apple auch den Vertrieb: neben Swisscom und Orange hatte nun auch Sunrise die Möglichkeit, das iPhone zu verkaufen. Ausserdem hatte man die Möglichkeit, das iPhone direkt bei Apple, entweder Online, oder in einem der Apple Retail Stores zu erwerben.

Alleine im Jahr 2010 hat Apple in der Schweiz geschätzte 787’000 iPhones verkafut.

iPhone 4S

Die fünfte Generation des iPhones knüpfte an bewährtem an, ohne die Zeichen der Zeit zu übergehen. Apple spendierte dem iPhone im Herbst 2011 den aus dem iPad 2 bekannten A5-Prozessor, welcher mit 800 MHz getacktet ist, eine 8 Megapixel Kamera und schnelleres HSDPA.
Apple präsentierte ausserdem iOS 5, welches mit diversen Neuerungen aufwartete: iMessage, ein Messenger, der intelligent erkennt, ob das Gegenüber auch ein iPhone mit iOS 5 hat und in diesem Fall eine SMS übers Web verschickt, wird ebenso eingeführt wie Siri, der intelligente Assistent — vielfach als «intelligente Spracherkennung» beschrieben. Mit Siri wird es möglich, dem iPhone Fragen zu stellen oder Befehle zu geben. Das Besondere an Siri — und was Siri gegenüber Spracherkennungssoftware einzigartig macht — ist die Fähigkeit von Siri, sich auf den Kontext des Gesagten zu beziehen. Wer mit Siri spricht, muss nicht ein vordefinierten Satz aufsagen, sondern kann mit dem intelligenten Assistenten reden wie mit einem Menschen. Dies zumindest ist der von Apple eingeschlagene Weg, der mit Siri bestritten werden soll. Siri ist mit dem iPhone 4S noch «Beta». Eine erste ‘vollwertige’ Version darf im 2012 erwartet werden. Das Sprechen mit dem iPhone im Zug oder während der Arbeit dürfte derzeit noch etwas ungewöhnlich sein und für Verwirrung sorgen. Doch könnte dies in Zukunft zum Alltag gehören. Es war vor fünf Jahren eine ebenso grosse Revolution, ein Mobiltelefon mit einem Touchscreen zu präsentieren.
Trotz der mittlerweilen grossen Konkurrenz ist Apple in der Schweiz immer noch Marktführer bei den Smartphones. Genaue Zahlen liegen noch nicht vor — aber die geschätzten Verkaufszahlen des vergangenen Jahres dürften in den nächsten Wochen von den Consulting-Firmen publiziert werden.

Fazit

Mit dem iPhone 4S zeigt Apple exemplarisch seine Stärken im Smartphone-Business. Trotz der Untertacktung des A5-Prozessors von Ursprünglich 1 GHz auf 800 MHz kann das iPhone 4S mit der Android-Konkurrenz locker mithalten. Android-Geräte verfügen zwar meist über leistungsfähigere Hardware, jedoch benötigt das System gegenüber dem an die Hardware perfekt angepassten iOS in Sachen Performance meist derart mehr Ressourcen, dass sich das System trotz leistungsfähigerer Hardware nicht flüssig anfühlt. Die optimale Verbindung zwischen Software und Hardware erlaubt es Apple diesen Schritt zu gehen und sich nicht von der Konkurrenz abschrecken zu lassen, welche mit immer stärkeren Geräten auf Kundenfang geht. Das iPhone 4S ist die momentane Krönung der iPhone Evolution. An Bewährtem wurde in darwinistischer Tradition festgehalten. So verbaut Apple seit dem iPhone 2G ein 3.5 Zoll Display, lediglich die Auflösung des Displays wurde stark verbessert. Dies nicht, weil man keine andere Möglichkeit hätte, ein anderes Display zu verbauen, sondern weil diese Grösse optimal ist (Siehe auch die Kolumne zum iPhone 4S von Daniel Aeschlimann). Die Konkurrenz protzt mit Grösse, Apple bleibt bei seinen Wurzeln und hält an bewährtem Fest. Genau diese Mischung aus Innovation — dort wo es nötig ist — und störrischem Festhalten an Bewährtem sind meiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg des iPhones. Freuen wir uns auf mindestens fünf weitere Generationen des iPhones.

Weitere Ausführung, vor allem aus der Zeit vor der offiziellen Veröffentlichung des iPhones, findet Ihr im iPhone-Kapitel unserer ausführlichen Apple History

Artikel aus dem macprime.ch-Archiv:

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