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Ist der Mac mini ein Erfolg?

Es zählen nicht nur Zahlen

Als Apple Anfang Jahr den Mac mini vorstellte, war die Freude in der Mac-Szene gross. Nicht wenige Apple-User und solche, die es gerne wären, hatten von Apple in der Vergangenheit immer wieder einen günstigen Einsteiger-Mac ohne Monitor verlangt, um potentiellen «Switchers», den Entscheid, Windows endlich den Rücken zu kehren, zu erleichtern. Nachdem der mini nun mehr als ein halbes Jahr auf dem Markt ist und bereits eine erste kleinere Überarbeitung erhalten hat, wird es Zeit Bilanz zu ziehen.

Thomas Zaugg

Um überhaupt eine Aussage machen zu können, ob der Mac mini ein Erfolg ist oder nicht, muss man sich zu erst überlegen, was als Massstab dienen soll. Viele Leserinnen und Leser würden wahrscheinlich spontan «Verkaufszahlen» sagen. Natürlich spielen diese eine wichtige Rolle, sind aber, wie wir noch sehen werden, nicht die einzige entscheidende Komponente. Unabhängig davon, kenne wir die genauen Verkaufszahlen des Mac mini gar nicht, Apple bricht diese seit Kurzem nur noch nach Desktops und Notebooks herunter, früher gab noch eine weitere Unterteilung in «Consumer»-(iMac, eMac und Mac mini) und «Pro»- Macs (Power Mac und Xserve). Werfen wir also einen Blick auf die Zahlen, die uns zur Verfügung stehen:
Von Januar bis März 2005 verkaufte Apple 467’000 iMacs, eMacs und Mac minis. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass der mini erst am 22. Januar in den USA und weltweit sogar erst eine Woche später in den Handel kam. Im Quartal zuvor, in dem der mini noch nicht verkauft wurde, gingen 456’000 iMacs und eMacs über den Ladentisch. Man darf davon ausgehen, das (mindestens) drei Viertel dieser Einheiten iMac G5 (die gerade erst eingeführt wurden!) waren. Vergleicht man die genannten Zahlen, so betrug die Steigerung gerade mal 11’000 Einheiten, was auf den ersten Blick nicht so gut aussieht. Allerdings ist davon auszugehen, dass die iMac-Verkäufe nach dem fulminanten Start etwas zurückgegangen waren. Trotzdem dürfte Apple in diesen ersten zwei Monaten weniger als 100’000 Mac minis abgesetzt haben. Von April bis Juni hat Apple 687’000 Desktops abgesetzt. Zieht man die PowerMacs und Xserves ab, so dürfte, gestützt auf die Durchschnittswerte der vergangen Quartale, die Zahl der verkauften iMacs, eMacs und Mac minis deutlich über 500’000 liegen, was eine ansehnliche Steigerung ist. Zu erwähnen gilt es noch, dass sowohl iMac als auch eMac Anfang Mai eine Überarbeitung erfuhren und dass die Einführung von Mac OS X v10.4 «Tiger» sich ebenfalls positiv auf die Verkaufszahlen aller Macs ausgewirkt haben dürfte. Der Mac mini müsste in jedem Fall die Grenze von 100’000 verkauften Einheiten übersprungen haben. Zählt man diese Zahlen zusammen, so dürfte Apple bis Ende Juni zwischen 150’000 und 200’000 Mac minis verkauft haben.

Ist der mini, angesichts der Verkaufszahlen des iMacs nicht ein Flop? Auch wenn das auf den ersten Blick so aussehen mag, so darf man sich nicht durch die nackten Zahlen täuschen lassen. Es gibt im Internet viele Berichte von Mac mini-Besitzern, die ihren ersten Mac gekauft haben. Andere Zeugen berichten von Kunden, die einen amerikanischen Apple Store in der Absicht betraten, einen Mac mini zu kaufen, den Laden aber mit einem iMac verliessen. Ob es sich dabei um Einzelfälle handelt oder nicht, lässt sich nicht schlüssig beurteilen. Dennoch konnte der Mac mini offensichtlich einige Windows-User überzeugen, sich einen Mac zuzulegen. Ich glaube, wir dürfen davon ausgehen, dass die Mehrheit der Neo-Macianer den Kauf nicht bereut hat, bzw. bereuen wird und somit auch in Zukunft Macs kaufen wird. Der Mac mini kann in dieser Hinsicht in jedem Fall als Erfolg bezeichnet werden, auch wenn wohl der eine oder andere Mac-User zum mini anstatt zu einem teuereren Mac gegriffen hat. Dafür dürften andere Mac-User zusätzlich zu ihren vorhandenen Rechnern einen mini gekauft haben, ohne die Anschaffung eines neuen Macs vor der Einführung des minis geplant zu haben. Die effektiven Verkaufszahlen und viel wichtiger, ob diese den ursprünglichen Vorstellungen Apples entsprechen oder nicht, werden wir wohl nie erfahren. Dennoch glaube ich, dass der mini aufgrund der vielen Leute, die durch ihn zu Mac-User geworden sind, zumindest nicht als Flop in die Firmengeschichte eingehen wird.