iOS 7: Wenn sich die Geschichte wiederholt
… da war mal was mit Aqua
Apple hat uns das neue iOS-7-Design gezeigt. Nicht wenige fragen sich nun: Was stimmte denn am Erscheinungsbild von iOS 6 nicht? Es gibt definitiv einige Sachen, die man an iOS 6 hätte verbessern können. Aber gleich das ganze «Look and Feel» über den Haufen zu werfen, wäre bestimmt nicht nötig gewesen — so der allgemeine Tenor vieler Skeptiker.
Ein Blick in die Vergangenheit: Apple stellte im Januar 2000 mit «Aqua» auch eine komplett neue grafische Benutzeroberfläche für das Mac-Betriebssystem vor. An der damaligen klassischen Benutzeroberfläche war nichts falsch — einzig, wie einige Wenige kritisierten, dass die im Grunde genommen fünfzehnjährige UI langsam etwas eingerostet sei. Eine schlichte Modernisierung hätte auch ausgereicht — vergleichbar mit der aufgefrischten Benutzeroberfläche von Microsofts XP gegenüber Windows 2000 ein Jahr später. Aber Apple entwickelte mit «Aqua» eine radikal neue grafische Oberfläche für das damals neue Betriebssystem Mac OS X. Die kräftigen Farben, die neuen Icons und die grafischen Elemente brachten ein Look and Feel, welches anders als alles war, was man vom gewohnten klassischen Mac OS, Windows oder von einem der UNIX-Derivate her kannte. Und die neue Oberfläche war zum Beginn heftig umstritten. Ich mag mich noch gut daran erinnern, wie nicht nur sogenannte «Apple-Hasser» damals «Aqua» als «Spielzeug-Oberfläche im Schleckwaren-Look» bezeichneten, sondern auch alteingesessene Mac-Benutzer und Apple-Fans. Es gab damals zwei Lager: Jene, für die «Aqua» zuerst eine Entgleisung jeglichen guten Geschmacks war, und jene, die mit «Aqua» ein neues goldenes Zeitalter für gutes GUI-Design anbrechen sahen. Jetzt, mehr als 13 Jahre nach der ersten Präsentation von «Aqua», zeigt uns Apple die Zukunft des iOS-Betriebssystems. Und die Geschichte scheint sich zu wiederholen.
Das neue Design von iOS 7 spaltet die Gemüter. Wieder scheint es zwei Lager zu geben: «iOS 7 gefällt» und «Was hat sich Apple dabei bloss gedacht, sowas auf den Markt zu bringen?».
Meiner persönlichen Meinung nach sollte man sich über iOS 7 erst dann ein abschliessendes Urteil bilden, wenn man es eigenhändig austesten konnte. Meine Beobachtung: Die Benutzeroberfläche von iOS 7 ist definitiv etwas Neues im Vergleich mit dem bekannten iOS-Design, aber im Kern ist es noch immer das gleiche System wie bisher. Man findet sich sofort zurecht. Und man gewöhnt sich sehr schnell an das neue Design und lernt viele Vorzüge zu schätzen. Obwohl ich möglichst neutral an das neue System heran wollte, war ich etwas skeptisch — schliesslich wurde hier ein ‘erst’ 6-jähriges und trotzdem sehr bewährtes UI über Bord geworfen und durch etwas Neues und visuell sehr Mutiges ersetzt. Schnell fällt aber auf: Das neue iOS-7-Design funktioniert und weiss auch zu gefallen. Die neuen Interaktionsmöglichkeiten und Animationen, sowie die stellenweise überarbeitete Benutzerführung hieven das OS tatsächlich auf ein neues Niveau. Aber es gibt noch sehr viele Baustellen. Die Apple-Designer werden noch reichlich Arbeit in das System stecken müssen. Vielerorts stimmt die Typografie nicht. Es fehlt oft an einer klaren visuellen Hierarchie. Die Abstände sind nicht überall optimal. Das neue Farbschema bringt das System optisch noch an einigen Stellen aus der Balance. Es gibt noch viele Inkonsistenten und einige Elemente fühlen sich überfüllt und unübersichtlich an (Stichwort «Control Center»). Die neuen transparenten Flächen funktionieren ebenfalls zum Teil nicht wirklich. Und bei einigen der neuen App-Icons fragt man sich tatsächlich, was Apple da wohl geritten haben mag.
Glücklicherweise ist iOS 7 aber noch in einem frühen Beta-Stadium und soll erst im Herbst auf den Markt kommen. Icons, Farben und sonstige grafische Elemente können im Gegensatz zum fast durchwegs überzeugenden Bedienkonzept bis dahin sicherlich noch verbessert werden.
Apple hat ein ganzes Betriebssystem visuell neu aufgegleist. In vielerlei Hinsicht haben die Design- und Software-Teams bei Apple ausgezeichnete Arbeit geleistet . Nun gilt es, die vorhandenen Baustellen, grafischen Misstritte und typografischen Fehler bis zum Release auszumerzen.
Ganz genau wie damals bei Aqua. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase und unzähligen kleinen Detailverbesserungen dauerte es nicht lange und Aqua mauserte sich zu einem echten Killerfeature von OS X.
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9 Kommentare
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