Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Spieglein, Spieglein an der Wand

Als ich mir den iMac zum ersten Mal bei Ingeno angeschaut habe, war ich selber spontan begeistert davon und fand das Display in Ordnung. Zu diesem Zeitpunkt war für mich klar: das Gerät muss her. Meine Frau meinte auf dem Nachhauseweg noch, dass sie die Spiegelung als störend empfunden hätte - mir selber war nichts aufgefallen. Da für dieses Jahr ohnehin noch iMacs budgetiert waren und auch fürs nächste Jahr noch eine grössere Anzahl vorgesehen sind, habe ich mir am darauffolgenden Tag je einen 20er und einen 24er ins Geschäft zur Evaluation bestellt. Das Modell mit 20” ist inzwischen eingetroffen. Leider hat sich meine Freude aber schnell in blankes Entsetzen verwandelt. Der Grund: das glossy Display. Fakt ist: ich kann mit der Handykamera den Bildschirm in Betrieb fotografieren und sehe auf dem Foto mein komplettes Spiegelbild.

Gast-Beitrag

Folgende Beobachtungen haben ich an dem 20er, den ich vor mir habe (der 24er ist noch nicht angekommen) gemacht:

1. Das Display spiegelt wirklich stark, auch verglichen mit anderen glossy Screens, die ich schon gesehen hatte.

2. Es spiegelt immer - egal, ob ich ein Fenster im Rücken habe, oder nicht. Bei in Büroräumlichkeiten üblicher Deckenbeleuchtung stört letztere permanent.

3. Je dunkler das dargestellte Bild, desto stärker ist (logischerweise) die Spiegelung. Aber auch schon bei weissem Hintergrund stören mich die Reflektionen.

4. Das Display lässt sich schlecht kalibrieren. Ich habe gestern abend ein paar Testserien mit einem Pantone Huey und einem Spyder (V. 2.2) durchgeführt. Mit dem Huey liessen sich auch bei abgedunkeltem Raum keine brauchbaren Ergebnisse erzielen, es entstand immer ein Farbstich (meist leicht rötlich).  Mit dem Spyder waren die Resultate leicht besser - zumindest bei praktisch völliger Dunkelheit war die Kalibrierung in Ordnung, allerdings lassen sich auch danach Details in dunklen Bildabschnitten schlecht erkennen - was darauf hindeutet, dass das Panel wohl nicht so gut ist, wie dasjenige des Vorgängermodells (unabhängig davon, ob’s glossy ist oder nicht).  
Leider ist eine Kalibrierung bei Dunkelheit nicht in jedem Büro durchführbar - zudem sollte die Anpassung unter üblichen Arbeitsbedingungen erfolgen und nicht in der Dunkelkammer.

Ich habe mich auch sonst noch etwas in die Materie eingelesen - glossy Screens werden von Augenärzten und Optometristen nicht geschätzt (siehe 1,2,3 + 4). Obwohl das Gehirn in der Lage ist, nach etwas Training die Reflektionen unbewusst «auszublenden», ermüden die Augen auf solchen Flächen schneller, da unbewusst andauernd zwischen der Reflektion und dem eigentlich Bild hin- und herfokussiert wird. Dies kann bei machen Leuten zu müden Augen und Kopfschmerzen führen.

Um Videos zu Betrachten und für andere Multimediaaufgaben ist das Display, sofern man seinen Raum abdunkeln und auf dem Display des Rechners durch Verschieben und Neigen die Reflektionen ausschalten kann, sicher sehr gut geeignet, da die Glanzoberfläche Farben satter erscheinen lässt. Diese Aufgabenbereiche stehen vermutlich für die von Apple avisierte Zielgruppe auch im Vordergrund. Für alle, die den iMac aber wie für die Bildbearbeitung oder auch nur für langanhaltende Bürotätigkeit benötigen, sieht’s meiner Meinung nach aber nicht so gut aus.

Ich habe mir jedenfalls gestern abend noch einen der letzten weissen 24"er geholt und werde heute das Budget fürs 2008 ändern - diese Rechner kann (und darf) ich so nicht für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestellen.

Ich hoffe ernsthaft, dass sich Apple das nochmals überlegt. Fakt ist nunmal, dass der iMac auch in Firmen immer häufiger zum Einsatz kommt (wenn auch meist mit Windows) und aufgrund seiner Leistungsdaten durchaus auch von Profis eingesetzt wird. Und auch bei den Endverbrauchern stösst der Glossy Screen nicht nur auf Gegenliebe, wie sich anhand diverser (teilweise gelockter…) Foreneinträge bei Apple selber leicht herauslesen lässt. Im Endeffekt gibt es jene, die «damit leben» können und jene, bei denen das nicht der Fall ist. Das kann’s ja wohl nicht sein. Bitte Apple: bietet auch eine entspiegelte Version an!

1) http://www.optometrists.bc.ca/content2/Computer_Vision_Syndrome/82
2) http://www.visionworksusa.com/computereyestrain.htm
3) http://office-ergo.com/12things1.htm
4) http://carefirst.staywellsolutionsonline.com/RelatedItems/1,1404

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114 Kommentare

Kommentar von Enrico

@ Mad Dog

Bin im Prinzip mit Dir einverstanden. Der Ansatz vom perfekten Produkt ist aber rein theoretisch und funktioniert in der Realität einfach nicht. Es gibt kein Produkt (und schon gar keinen Computer), der für Millionen Leute (und nicht nur für Dich!) absolut perfekt ist. Was für Dich perfekt ist, hat für mich gravierende Mängel und umgekehrt.

Mit anderen Worten: Wenn man einen Computer kauft (oder sonst irgendeinen technischen Artikel) dann schaut man im Normalfall nicht, welches Produkt ist pefekt geeignet, sondern welches Produkt hat die für MICH(!) geringsten Mängel.

Um konkret zu dem Glossy-Display zu kommen: Wenn es für Dich ein gravierender Mangel ist, kauf den iMac nicht. Wenn Du damit leben kannst, dann kauf ihn. Denn egal welchen Computer Du kaufen wirst, er wird IMMER irgendwelche Mängel haben. Die Frage ist einfach, mit welchen Mängeln DU am besten leben kannst.

Insofern stört es mich etwas, dass Du alle Käufer eines Glossy-Displays als unkritische Konsumenten abstempelst. Jeder hat halt seine eigenen Präferenzen…

Enrico

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Profilfoto von Oliver Bär

Kommentar von Oliver Bär

ehrlichgesagt stand ich auch da um endlich von Windows auf Mac zu wechseln, habe mir dann den Imac Angeschaut und eigentlich fast gekauft, aber die Spiegelung gibt kopfschmerzen , dann habe ich mir für einenn Mac mini und 22” Screen von Acer entschieden, einfach weil ich finde das es reicht.

Sobald ein neuer iMAC mit mattem display kommt werde ich mein Zelt vor einem Apple Store aufbauen :D

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Kommentar von Mad Dog

@Enrico

Danke für deinen Beitrag. Ich möchte gerne wie folgt Stellung nehmen:

Vom Streben nach dem “perfekten Produkt” war nie die Rede! Das ist aus verschiedensten Gründen nicht möglich. Es muss funktioniere, qualitativ hochwertig sein(sodass ich bekomm, was ich bezahlt habe) und es muss gefallen. Das hat bis jetzt auch immer tadellos gut geklappt!!! Von den neuen Generationen kann man dies aber eben leider nicht mehr so ganz behaupten.

Der Grundsatz: “Never change a running System”(die Entwichlung muss natürlich weiter gehen, aber im Labor und das solange, bis es passt) gilt nun mal nicht nur für ein Rechensystem, sonder auch für eine Technik bzw. so wichtige Peripheriegeräte wie ein Display. Konkret heisst das, dass die Glossytechnik noch in den Kinderschuhen steckt und noch gar nicht eingesetzt werden dürfte!!!

Zu deiner Aussage:

“Was für Dich perfekt ist, hat für mich gravierende Mängel und umgekehrt”.

Lass mich dir bitte sagen, dass dem nicht so ist. Zwischen “Perfekt” und “gravierend mangelhaft” liegen Welten. So kritisch ist bestimmt noch jeder! Ausserdem kann mit „gravierend mangelhaften“ Systemkomponenten nicht „vernünftig“ gearbeitet werden. Nur bei den Displays muss der User das akzeptieren(z.B. wie schon angesprochen Pixelfehler)! Zudem ist ein Glossy nicht „mangelhaft“ sondern einfach nicht ausgereft.

“Mit anderen Worten: Wenn man einen Computer kauft (oder sonst irgendeinen technischen Artikel) dann schaut man im Normalfall nicht, welches Produkt ist pefekt geeignet, sondern welches Produkt hat die für MICH(!) geringsten Mängel.”

Wenn ich als Enduser ein Produkt aussuche, schaue ich primär welches meinen Kriterien gerecht wird. Von Mängeln geht man NIE aus!!! Die Ernüchterung kommt immer erst im Nachhinein und dafür hat man dann die Garantie!

@Oliver Bär

Ging mir genau gleich. Also lasst uns gemeinsam die Daumen drücken und hoffen. Mein Zelt wird da sein! ;-)

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Kommentar von Kondrian

Zum Glanz-Bildschirm der neuen iMacs:

ich besitze privat einen “weissen” 20” iMac sowie geschäftlich einen Alu 20” iMac und vergleiche die beiden Rechner direkt.

1. die Spiegelungen sind tatsächlich störend für denjenigen, der mit dem iMac arbeitet und nicht bloss DVD’s schaut. Ein immenser Rückschritt im Vergleich zum weissen Vorgängermodell.

2. das Display des Alu 20” war im Auslieferungszustand mit starken Farbabweichungen behaftet, die gerade noch so kalibriert werden konnten. Das weisse Vorgängermodell hatte bereits im Auslieferungszustand nur minimale Farbabweichungen zu verzeichnen.

3. Dunkle, flächige Farben erhalten beim neuen Alu iMac einen störenden Verlauf. Beim weissen iMac 20” war das nicht der Fall, flächige dunkle Farben bleiben homogen.

Fazit: so ein phantastische Maschine der Alu-iMac sein mag, das Display ist ein krasser Rückschritt im Vergleich zum Vorgänger. Glasscheibe hin oder her. Auch Glasscheiben kann man beschichten oder mattieren.

Für Apple besteht dringend Handlungsbedarf.

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