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Erste persönliche Erfahrungen mit Mac OS X v10.4 «Tiger»
Wieso es sich lohnt, den Sprung ins kalte Wasser zu wagen
Am 29. April kam Apples neuestes Betriebssystem Mac OS X 10.4, genannt «Tiger», in die Läden. Ich hatte in den vergangenen zehn Tagen die Möglichkeit, «Tiger» auf Herz und Nieren zu testen. Es ist nicht meine Absicht, eine «Review» zu schreiben oder die neuen Features vorzustellen. Auf dem Internet finden sich in der Zwischenzeit eine Menge solcher Berichte. Vielmehr möchten von meinen persönlichen Eindrücken des neuen Betriebssystems berichten.
Stabilität und Geschwindigkeit
Die Stabilität ist sicher eine der wichtigsten Komponenten eines Betriebssystems. Seit ich vor rund 15 Monaten den «Switch» von Windows- zu Mac OS X gemacht habe, hatte ich keinerlei Probleme mit der Stabilität von Mac OS X. Tiger knüpft nahtlos daran an. Auch wenn das System immer noch sehr neu ist, läuft es sehr stabil. Ich hatte zwar einzelne Programmabstürze, insbesondere Safari 2.0 und iPhoto 5 in der Version 5.0.2 scheinen noch gewisse Verbesserungen zu benötigen, alle anderen Programme, die ich regelmässig benutze, laufen so stabil wie unter der Vorgängerversion Mac OS X v10.3 «Panther». In vielen Berichten im Internet war zu lesen, dass Tiger bis 30% schneller sei als Panther. Bestätigen kann ich das nicht, Tiger wirkt in jedem Fall nicht langsamer als Panther, was auch schon bemerkenswert ist. Erfahrungsgemäss wird ein Betriebssystem mit jeder Version eher langsamer, vor allem auf älteren Rechnern. (Ich benutze übrigens ein 1 GHz 12” PowerBook mit 768 MB Arbeitsspeicher.) Was ich hingegen bestätigen kann, der Startvorgang unter Tiger wurde tatsächlich etwas beschleunigt. Mein PowerBook benötigt jetzt noch ca. 90 Sekunden für den gesamten Startvorgang, unter Panther waren es noch ungefähr 15 Sekunden mehr.
Spotlight und Dashboard
Wenn man einen Bericht über Tiger schreibt, kommt wohl kaum an den neuen Features, Spotlight und Dashboard, vorbei. Als ich anlässlich der ersten Vorstellung von Tiger an der WWDC im Juni letzten Jahres zum esten Mal von Spotlight hörte, fand ich, dass es sich dabei um ein nettes Feature handle, die wahre Bedeutung dieser Neuerung wurde mir jedoch erst bewusst, als ich diese Funktion persönlich ausprobieren konnte. Spotlight ist eine so geniale Systemkomponente, dass ich schon fast nicht mehr ohne sie auskomme. Anstatt eine Datei über den Finder zu suchen und zu öffnen, benutze ich nun durchwegs Spotlight, was mich wesentlich schneller ans Ziel bringt. Obwohl ich mein persönliches Verzeichnis klar strukturiert habe und von jeder Datei weiss, wo sie abgelegt ist, ist es trotzdem viel effizienter, die Tastenkombination Apfel+Leerschlag zu verwenden und einen entsprechenden Begriff ins Spotlight Menü einzugeben, als mich durch das Dateisystem zu klicken. Sollte es doch einmal vorkommen, dass eine Datei nicht (mehr) in dem Verzeichnis liegt, in dem ich sich sie wähnte, wird es in Zukunft eine Sache von wenigen Sekunden sein, diese Datei wieder zu finden. Selbst wenn ich deren Namen nicht mehr kennen sollte, werde ich sie trotzdem sehr schnell aufspüren können, so gut ist die Trefferquote von Spotlight. Ähnliches lässt sich über Dashboard sagen. Den wirklichen Nutzen dieses Features wird einem ebenfalls erst bewusst, wenn man die Funktion selbst ausprobieren kann. Auch wenn die Idee, die hinter Dashboard steckt, nicht wirklich neu ist, so hat sie gegenüber anderen Lösungen den Vorteil, dass sie ins System integriert ist. Lädt man zum Beispiel ein neues «Widget» (so der Name der kleinen Programme, die in Dashboard laufen) herunter, installiert sich dieses automatisch im richtigen Verzeichnis und ist sofort benutzbar. Um zum Beispiel eine einfache Kalkulation zu machen, braucht man nur noch F12 zu drücken. Auch hier spart man gegenüber dem Aufstarten eines Rechnerprogamms enorm viel Zeit. Da bereits jetzt Programmier auf der ganzen Welt an weiteren Widgets arbeiten, werden in Zukunft noch viel mehr Funktionen für das «Armaturenbrett» eines jeden Macs verfügbar sein. Die Erweiterungsmöglichkeiten von Dashboard sind wohl grenzenlos.
Internetprogramme
Die Version von Mail in Tiger wurde nicht nur äusserlich komplett überarbeitet, sondern bietet auch einige neue Funktionen, die das Programm noch besser machen als es schon war. Vor allem die bessere Integration mit Adressbuch und iCal machen Mail zusammen mit den beiden erwähnten Programmen zu einer ernsthaften Alternative zu Entourage von Microsoft oder ähnlichen Programmen. Eine weitere, wichtige Neuerung in Mail sind die intelligenten Ordner. In Kombination mit der Verwendung von Regeln wird es nun noch einfacher, sein virtuelles Postach nach den individuellen Wünschen und Bedürfnissen einzurichten. Wer, wie der Author, einen Grossteil seiner Korrespondenz über E-Mail abwickelt, wird diese Neuerung zu schätzen wissen. Durch das neue Layout wird Mail nicht nur visuell attraktiver, obwohl über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, sondern das Programm wirkt auch wesentlich übersichtlicher. Die Anzeige der einzelnen Mailboxes und Ordner in einer Seitenleiste anstatt in der lästigen «Schublade» stellen mit Sicherheit eine kleine, aber dennoch wichtige Verbesserung dar. Die neue Version von Safari, genannt «Safari RSS» bietet eigentlich drei wichtige Neuerungen, wobei eine, die verbesserte Rendering Engine, auch für Benutzer von Mac OS X 10.3.9 zur Verfügung steht. Safari ist nun noch schneller und die Anzahl problematischer Websites dürfte noch einmal kleiner geworden sein. Die beiden anderen Neuerungen, die Integration eines RSS Readers und das Private Browsing sind jedoch nur in der Tiger Version von Safari enthalten. Während Letzteres eine willkommene Ergänzung ist für Benutzer von Macs, die mit anderen Mitarbeitern, Kollegen, Familienmitgliedern, etc. geteilt werden (man kann nun durchs weltweite Netz surfen, ohne auf dem lokalen Rechner irgendwelche Spuren zu hinterlassen), ist Ersteres zwar eine interessante Idee, die Darstellung der einzelnen RSS Feeds ist für mich aber im Gegensatz zu eigentlichen RSS Programmen zu unübersichtlich, insbesondere wenn man mehrere Feeds abonniert hat, kann man leicht den Überblick verlieren.
Allgemeiner Eindruck
Spätestens seit der Einführung von Tiger ist Mac OS X eine ausgereifte Platform und mehr als nur eine valable Alternative zu andern Betriebssystemen. Nebst den technischen Verbesserungen bietet die aktuelle Version von Mac OS X eine Vielzahl von kleinen, aber feinen Neuerungen. Neue Helferlein wie, Automator, Dictionary oder Grapher oder stark verbesserte Programme wie Schlüsselbund oder TextEdit machen Mac OS X 10.4. Tiger zu einem äusserst attraktiven Betriebssystem. Auch wenn die aktuelle Version von Tiger wohl noch ein paar Kinderkrankheiten haben dürfte, von denen ich bis jetzt allerdings nichts gemerkt habe, kann ich allen Besitzern einigermassen aktueller Macs das Upgrade nur empfehlen. Die verbleibenden «Bugs» werden wohl in absehbarer Zeit mittels Systemupdates behoben werden.