Die Zukunft von iPod+iTunes

Apple hat weder das portable digitale Musikabspielgerät noch den legalen Musik-Download-Service erfunden. Dennoch hat es der Computer-Hersteller aus Cupertino geschafft, sich im amerikanischen innerhalb von nicht einmal fünf Jahren in den Bereichen MP3-Player und Musik-Online-Store einen Marktanteil von über 70% zu erobern. Auch in vielen europäischen Ländern ist Apple Markleader. Die Zukunft Apples in der Sparte Musik könnte also - so würde man meinen - rosiger nicht sein, zumal die Konkurrenz bis jetzt zu wenig zu bieten hatte, um Apples Dominanz zu durchbrechen. Doch die Realität sieht anders aus, es ziehen dunkle Wolken im iPod-Land auf.

Thomas Zaugg

Apple vs. Microsoft

Bis jetzt fand der Kampf der beiden Erzrivalen im Bereich digitale Musik nicht statt, Microsoft auf der Softwareseite und seine Verbündeten auf der Hardwareseite hatten nichts zu bieten, was auch nur annähernd an die Benutzerfreundlich von «iPod+iTunes» heran kam. Offenbar mag Microsoft niemanden Erfolg gönnen, wenn immer ein neue Technologie oder ein neues Konzept erfolgreich ist, lässt Microsoft seine Kopiergeräte laufen und versucht den Konkurrenten aus dem Markt zu drängen. Bis jetzt ist das Bill Gates’ Truppe fast immer gelungen, die einzige wichtige Ausnahme stellt der Bereich Spielkonsolen dar. Ende letzter Woche bestätigte Microsoft Gerüchte, wonach die Redmonder ein Konkurrenz-Produkt zu «iPod+iTunes» lancieren wollen. Im Gegensatz zu früheren Versuchen, Apple zu verdängen, soll diesmal Hard- und Software aus dem Hause Microsoft stammen. Muss Apple nun Angst und Bange werden? Die Antwortet lautet eindeutig ja! Warum? Es ist zwar nicht anzunehmen, dass es Microsoft gelingen wird, ein Produkte Bundle auf den Markt zu bringen, das besser ist als Apples Lösung, zumindest, wenn man auf das Produkt als Ganzes abstellt und nicht nur einzelne technische Aspekte vergleicht. Microsoft wird alles tun, dass ihre Software auf möglichst vielen der Millionen von Windows-PCs, die Woche für Woche über die Ladentische wandern, vorinstalliert sein wird. (Dass Microsoft mit dieser Taktik erneut mit den EU-Wettbewerbsbehörden in Konflikt geraten könnte, wird Steve Balmer und Co. keine schlaflosen Nächte bereiten.) Als Anwalt Apples könnte man jetzt vorbringen, dass bereits über 50 Millionen iPods verkauft wurden und das iTunes noch immer der klare Markleader in den USA sei. Dabei muss man aber bedenken, dass es keine 50 Millionen-iPod-Besitzer gibt. Ein grosser Teil der verkauften Geräte dürfte als Ersatz für ältere iPods erstanden worden sein. Wenn es weltweit 20 Millionen-iPod-Besitzer gibt, wäre das bereits sehr beachtlich. Diese Zahl wird zwar in den kommenden Wochen und Monaten noch ansteigen, dennoch ist die Anzahl verkaufter iPods im Vergleich mit den PC-Absätzen noch immer sehr klein. Aus dieser Überlegung wird deutlich, dass Apple zwar einen Vorsprung hat, besiegt ist Microsoft aber noch lange nicht. Ich würde mich sehr wundern, wenn Apple in fünf Jahre noch immer Marktleader ist, egal was für geniale Einfälle Steve Jobs und sein Team auch noch haben werden.

Apples vs. Mobiltelefon-Hersteller

Microsoft ist nicht die einzige Gefahr für Apple. Die Mobiltelefone mit integriertem MP3-Player sind zu einer ernsthaften Konkurrenz für den iPod geworden. Der MP3-Player-Markt ist im Vergleich zum Mobilfunk-Business ein sehr kleiner Markt. Der Anteil der Mobiltelefon, die auch Musik abspielen können wächst unaufhörlich. Wenn auch die «User-Experience» von «iPod+iTunes» besser sein dürfte, darf man nicht vergessen, dass heutzutage jeder ein Mobiltelefon besitzt. Zudem werden die Geräte in sehr kurzen Intervallen ersetzt. Viele Musik-Liebhaber dürften sich fragen, warum sie ein zusätzliches Gerät kaufen und herumtragen sollten, wenn ihr Mobiltelefon auch Musik abspielen kann. Gegen diesen Trend kann Apple wohl nicht viel machen, die einzige Möglichkeit wäre ein «iPhone». Die Anzeichen, dass Apple tatsächlich ein solches Gerät plant, verdichten sich. Dennoch muss man sich die Frage stellen, wer ein solches Gerät kaufen würden. In erster Linie dürften die Mac-User und iPod-Fans Interesse am «iPhone» haben. Selbst wenn jeder Mac-User und jeder iPod-Besitzer mit Windows-PC ein solches «iPhone» kaufen würde, wäre Apples Marktanteil im Mobilfunk-Markt kleiner als im Bereich PCs.

Fazit

Apples Zeit als Markführer im Bereich digitale Musik sind gezählt. Nur ein Wunder könnte Apple jetzt noch helfen. Wir müssen uns damit abfinden, ob wir wollen oder nicht. Dabei spielt es keine Rolle, was Apple in Zukunft anzubieten hat. Die Geschichte zeigt, dass sich meist nicht die technisch beste Lösung durchsetzt, sondern die, die den grössten Rückhalt hat.

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