Ausführen von Windows-Programmen auf dem Mac
Wir wissen praktisch nichts über die neuen Funktionen der nächsten Mac-OS-X-Version 10.5 «Leopard». Eines ist aber bereits jetzt klar, Leopard wird es den Besitzern eines Intel-Macs ermöglichen, Windows-Programme auf ihrem Mac auszuführen. Um dies zu erreichen, gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten. Ich möchte diese im folgenden Artikel vorstellen und Vor- und Nachteile erläutern.
1. Möglichkeit: Ausführen von Windows auf dem Mac («Dual-Boot-System»)
Apple verfolgt diesen Ansatz bereits mit Boot Camp. Da ein Intel-Mac vom technischen Standpunkt her im Prinzip ein ganz normaler PC ist, ist es ohne grossen Aufwand möglich, Windows zu installieren und auszuführen. Wenn Windows auf dem Intel-Mac läuft, wurde dieser klam heimlich zu einem gewöhnlichen Windows-PC «degradiert». Der grosse Vorteil dieser Variante sind Leistung und Kompatibilität. Windows läuft direkt («nativ») auf der Hardware, somit sollte ein Intel-Mac die gleiche Performance erbringen wie eine identisch ausgestattet graue Box von Dell oder HP (vorausgesetzt Apple kümmert sich um optimierte Treibersoftware). Diese Variante bedeutet auch, dass im Normall jedes Programm, das auf dem Dell oder HP läuft, auch auf dem Intel-Mac problemlos ausgeführt werden kann. Das Dual-Boot-System hat aber zwei grosse Nachteile: Ein schnelles Wechseln von OS X zu Windows und wieder zurück zu OS X ist nicht möglich. Der Computer muss jedes Mal neugestartet werden. Ein direktes Ausführen von Windows auf dem Mac birgt zudem die selben Sicherheitsrisiken wie bei einem normalen Windows-PC. Schliesslich muss man eine separate Windows-Lizenz besitzen, um überhaupt Windows benutzen zu können.
2. Möglichkeit: Ausführen von Windows unter OS X («Virtualisierung»)
Bei dieser Variante wird Windows quasi als OS X-Programm ausgeführt, wie wir das schon seit längerem kennen. Emulationssoftware wie «Virtual PC» verfolgen genau diesen Ansatz. Im Gegensatz zu den Emulationsprogrammen für PPC (z. B. Virtual PC) muss keine Hardware mehr emuliert werden, da OS X bereits auf Intel-PC-Hardware läuft. Intels Core-Prozessoren verfügen zudem über eine neue Technologie, «Virtualisierung» gennant, die diesen Prozess zusätzlich beschleunigt. Bei entsprechender Optimierung wird es möglich sein, Windows innerhalb von OS X mit fast nativer Geschwindigkeit auszuführen. Der grosse Vorteil im Vergleich zum Dual-Boot-System liegt darin, dass man schnell die Betriebssysteme wechseln kann. Zudem ist das Sicherheitsrisiko bei der Virtualisierung etwas geringer, da immer noch OS X unterhalb von Windows seinen Dienst verrichtet und z. B. (bei eingeschalteter OS-X-Firewall) den Netzwerkverkehr von Windows kontrolliert. Der Nachteil dieser Variante sind mögliche Kompatibilitätsprobleme mit Programmen, die tief in die Hardware eingreifen oder direkten Hardware-Zugriff (z. B. 3D-Games) benötigen. Auch bei dieser Variante benötigt der User eine Windows-Lizenz.
3. Möglichkeit: Direktes Ausführen von Windows-Programmen in OS X
Im Gegensatz zu Virtualisierung wird hier nicht das ganze Windows ausgeführt, sondern Windows-Programme werden direkt (ohne Windows) wie ein normales OS-X-Programm direkt in OS X ausgeführt. Dieser Ansatz ist der aufwändigste, da gewisse Software-Bestandteile («APIs») von Windows in OS X implementiert werden müssen. Für Linux gibt es bereits kommerzielle Software, die genau das ermöglicht. Ein Hersteller solcher Software für Linux hat bereits angekündigt, an einer Version für Intel-Macs zu arbeiten, bisher ist aber wenig davon zu sehen. Zudem gibt es auch eine Open-Source-Community («Darwine»), die schon seit längerem am selben Ziel arbeitet. Der Vorteil gegenüber der Virtualisierung liegt darin, dass überhaupt kein Windows mehr benötigt wird, was einerseits den Kauf einer Windows-Lizenz überflüssig macht und andererseits auch keine Windows-Sicherheitsrisiken auf den Mac bringt. Der grosse Nachteil ist die Kompatibilität. Viele Windows-Programme dürften nicht oder höchstens eingeschränkt laufen. Zudem besteht die Gefahr, dass bei jedem Software-Update die Kompatibilität des entsprechenden Programms gebrochen wird und sich das Programm somit nicht mehr ausführen lässt. Das gleiche gilt für Veränderungen innerhalb von Windows, falls gewisse Programme nach einem Update auf diese zurückgreifen.
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