Apples neue Notebook-Familie

Hier kommen die «Power Books»

Nun ist sie also endlich komplett, Apples neue Notebook-Familie! PowerBooks und iBooks sind Geschichte, die Zukunft gehört den MacBooks, mit und ohne «Pro». Wie gut sind die neuen Notebooks wirklich?

Thomas Zaugg

MacBook

Beginnen wir mit den neuen Einsteiger-Notebooks. Als ich die Spezifikationen der neuen Rechner auf Apples Webseite sah, war ich sehr überrascht. Apple hat nicht nur auf die Core-Solo-Variante verzichtet, sondern hat erst noch schnellere Chips verbaut, als man gedacht hätte. Die meisten Beobachter gingen von 1.66 GHz, vielleicht 1.83 GHz aus, dass Apple gar ein 2-GHz-Dual-Core-MacBook vorstellen würde, damit hat wohl niemand gerechnet. Die übrige Ausstattung war weniger eine Überraschung, sie entspricht dem, was man erwartet hatte. Selbst die Tatsache, dass die MacBooks den «Extended Desktop Mode» beherrschen, überrascht nicht, ersetzt doch das MacBook nicht nur die iBooks, sondern auch das 12-Zoll-PowerBook, welches diese Funktion schon immer hatte. Das Fehlen eines dezidierten Grafikchips war ebenso erwartet worden, auch wenn viele potentielle Käufer auf eine Konfiguration mit separater Grafikkarte gehofft hatten.

Wie sieht es mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis aus?

Gerade bei den Consumer-Notebooks, die die MacBooks ja sind, spielt das Preis-Leistungs-Verhältnis eine wichtige Rolle. Die günstigste Konfiguration hat ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis. Selbst bei Mediamarkt oder InterDiscount dürfte man kein gleichwertiges Notebook zu diesem Preis finden. Die meisten Windows-Notebooks in der 1500-Franken-Region verfügen meist nur über die älteren Pentium-M-Prozessoren. Obwohl diese Modelle meist dezidierte Grafikkarten haben, nutzen auch sie Teile des Hauptspeichers. Trotzdem wird beispielsweise eine X1300 von ATi eine bessere Performance abliefern als Intels GMA 950. Wer keine Spiele oder sonstige 3D-Applikationen ausführen will, dürfte jedoch kaum eine Leistungseinbusse feststellen. Der einzige Negativpunkt des Einsteiger-MacBook ist das Fehlen eines DVD-Brenners. In der Windows-Welt gibt es kaum noch Computer (Notebooks oder Desktops) die keinen DVD-Brenner haben. Apple hätte besser noch einmal CHF 100 draufgeschlagen und dafür ein «SuperDrive» eingebaut, «Combo-Drives» sind nicht mehr zeitgemäss.

Beim mittleren Modell gibt es eigentlich wenig auszusetzen, der Aufpreis für den schnelleren Prozessor und das SuperDrive fällt moderat aus. Vergleichbare Windows-Notebooks in dieser Preisklasse verfügen (meistens) über langsamere Prozessoren, haben dafür aber eine bessere Grafikkarte.

Das schwarze MacBook sieht zwar toll aus, der Aufpreis von CHF 300.- für die etwas grössere Festplatte und die andere Farbe ist schlicht und einfach ein Witz. (Die schwarzen iPods kosten ja auch nicht mehr als ihre weissen Artgenossen!) Zudem findet man in der Windows-Welt keine Notebooks mit integrierter Grafik-Lösung in dieser Preisregion. Ich würde nie und nimmer CHF 2’150.- für ein Notebook mit Intels GMA 950 bezahlen. Hoffentlich sehen das viele Käufer ähnlich, damit Apple der High-End-Konfiguration beim nächsten Update eine anständige Grafikkarte spendiert. Aufgrund der Preisdifferenz von CHF 700.- würde ein solcher Schritt möglicherweise den Absatz des kleinsten MacBook Pro beinträchtigen. Dennoch, zu diesen Preis darf man eine richtige Grafikkarte erwarten.

Das neue Design

Auch wenn Apples Schritt, sich von den alten Displays im 4:3-Seitenverhältnis zu verabschieden und Breibild-Displays zu verwenden, absolut richtig ist, gibt es nun kein Notebook von Apple mehr, dass so kompakt ist, wie es das 12-Zoll-PowerBook und, mit leichten Abstrichen, sein kleiner iBook-Bruder war, zum Bedauern vieler User. Ob Apple dereinst noch ein kompakteres 12-Zoll-MacBook vorstellen wird, ist jedenfalls mehr als fraglich. Ich glaube nicht daran.

Fazit MacBook

Die beiden weissen MacBooks sind ihr Geld wert und stellen einen grossen Schritt vorwärts für Apples Consumer-Notebooks dar. Der Aufpreis für das schwarze Modell ist jedoch jenseits von Gut und Böse. Eine Frage, die die neuen MacBooks in mir aufgeworfen haben, möchte ich an dieser Stelle noch erwähnen: Steht uns demnächst ein Upgrade bei den Mac minis und den iMacs bevor? Auch wenn es sich bei den genannten Rechnern um Desktop-Modelle handelt und sie somit nicht direkt mit den MacBooks vergleichbar sind, so fällt doch auf, dass das weisse 2-GHz-MacBook etwa gleich viel kostet wie der 17-Zoll-iMac. Eigentlich sollte es nicht sein, dass ein Notebook schneller ist (zumindest was die Prozessor-Leistung betrifft) als ein Desktop in der gleichen Preis-Region. Natürlich dürfte der iMac bei vielen Aufgaben (aufgrund der schnelleren Grafik und Festplatte) die Nase im Vergleich zum MacBook vorne haben, dennoch würde ich unter diesen Umstände erwarten, dass Apple die Prozessoren bei den iMacs auf 2, bzw. 2.16 GHz aktualisiert. Was den Mac mini betrifft, so hat sich dessen Preis-Leistungs-Verhältnis, insbesondere der Core-Solo-Version seit gestern noch mehr verschlechtert.

MacBook Pro

Gleichzeitig mit der Einführung der MacBooks hat Apple die Preise der MacBook Pros dem neuen Dollar-Kurs angepasst und vor allem das zweite Upgrade seit der Vorstellung des 15-Zoll-MacBook Pros durchgeführt. Als dieses nämlich zur Macworld San Francisco der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, war geplant, die Modelle mit 1.67-, bzw. 1.83-GHz-Chips ausstatten. Diese Konfigurationen gingen jedoch nie die Serienproduktion; schon bei Beginn der Auslieferung wurden schnellere Prozessoren (1.83, bzw. 2.0 GHz) verbaut. Seit gestern, gerade einmal vier Monate nach der Vorstellung, takten die Prozessoren bereits mit 2.0, bzw. 2.16 GHz. Apple verbaut damit die schnellsten Core-Duo-Chips, die momentan erhältlich sind. Wäre da nicht die etwas gar mittelmässige Grafikkarte, was besonders beim 17-Zoll-Modell - das immerhin knapp 4000 Franken kostet - negativ ins Gewicht fällt, Apple könnte wohl mit Stolz behaupten, die schnellsten und besten Notebooks zu produzieren. Auch wenn Leistung nicht alles ist, bei den Preisen, die Apple verlangt, dürfte man schon «State-of-the-Art»-Technologien erwarten, und zwar nicht nur bei den Prozessoren. Jedenfalls zeigen die häufigen Updates eines ganz deutlich: Seit Apple Standard-Technologien verwendet, sind die Macs stärker denn je dem Druck der Konkurrenz ausgesetzt. Apple kann es sich nicht mehr leisten, die Geräte nur alle sechs bis acht Monate aufzurüsten, was uns Konsumenten natürlich nur Recht sein kann.

Schlussbemerkungen und Ausblick

Apples Notebooks haben im Grossen und Ganzen den Anschluss an den Rest der Welt wieder gefunden. Endlich steckt auch in den «Mobilen» aus Cupertino wieder echte (Intel-) Power. Die MacBook Pros und - mit Abstrichen bei der Grafikleistung - die MacBooks sind echte «Power Books» geworden. Aufgrund der Einführung einer noch besseren Prozessorgeneration, die für den Beginn des zweiten Halbjahres geplant ist («Merom» alias «Core 2 Duo»), sieht die Zukunft für Apples Mobilrechner rosiger aus als auch schon. Auch wenn die langfristigen Auswirkungen des Plattformwechsels, von PowerPC zu Intel, noch nicht absehbar sind, der mutige und nicht ungefährliche Weg, denn Apple unter die Füsse genommen hat, scheint scheint bis jetzt der richtige zu sein.

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