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Apples Design im Wandel

Warum schwarz die Farbe der Zukunft ist!

Produkte von Apple gelten generell als Designobjekte und Statussymbole. Spätestens seit der Rückkehr von Steve Jobs zu Apple ist das Design ein wichtiger Bestandteil des Think-Different-Gedankens und für viele Apple-Fans auch ein zentraler Kaufgrund. Doch es ist nicht zu übersehen, dass Apple derzeit Mühe hat, eine einheitliche Designlinie zu finden. Viele Anzeichen deuten darauf hin, dass sich das Apple-Design im Umschwung befindet und sich bald radikal verändern wird.

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Lassen wir die letzten Jahre nochmals Revue passieren: Im Wesentlichen liessen sich zwei Trends beobachten. Der erste Trend begann 1998 mit der Einführung des iMacs, der am Anfang einer Produktreihe in bunt-transparenten und von Rundungen geprägten Gehäusen stand. 2001 zeichnete sich ein neuer Trend ab. Apple schlug den Weg eines minimalistischen Designs ein, einfarbige Produkte in mattem weiss oder edlem Aluminium entstanden. Unterdessen hat Apple längst die gesamte Produktpalette diesem neuen Designtrend angepasst, manche Gehäusedesigns sind bereits über vier Jahre alt. Da ist es nur logisch, dass sich allmählich die Frage aufdrängt, wann der nächste Umschwung in Apples Produktedesign ansteht.

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass das Oberflächendesign der Software ein guter Indikator für das Hardwaredesign ist. Apple betont regelmässig, dass bei ihren Computern alle Komponenten aus einer Hand kämen und die Hard- sowie die Software optimal miteinander korrespondieren würden. Diese Tatsache spiegelt sich auch im Design wider. Das Interface von Mac OS X ist so gestaltet, dass es optisch möglichst gut zur Mac-Hardware passt. Als die Oberfläche von Mac OS X im Jahr 2000 entstand, bedeutete dies, dass Apple passend zum iMac-Design viele abgerundete, bunt leuchtende Elemente, die über einem weissen Grund schwebten, einsetzte. Die GUI erhielt den treffenden Namen ‘Aqua’. Doch bereits 2001 entstand eine neue Oberfläche. Gleichzeitig mit dem PowerBook G4 Titanium, welches wie oben beschrieben einen neuen Designtrend einläutete, stellte Apple die Applikationen iTunes und iDVD vor, die sich in demselben Look wie die neuen Macs präsentierten: ‘Brushed Metal’ lautete das Schlagwort. Damals begrüssten viele Anwender das neue Design, weil Aqua allein ein wenig langweilig erschien. Einige Zeit lang veränderte sich die GUI von Mac OS X kaum, aus Gründen der Benutzerfreundlichkeit setzte Apple auf Einheitlichkeit. Es war ganz klar definiert, welche Applikationen im Aqua-Look und welche im Metall-Gewand daherkommen sollten.
Doch seit 2003 ist es endgültig vorbei mit der Einheitlichkeit. Neue Applikationen - beispielsweise Safari - führten immer wieder neue GUI-Elemente ein. Auf einmal zählte man bei der Betrachtung von Mac OS X nicht mehr nur zwei, sondern fünf, sechs, sieben oder noch mehr verschiedene Oberflächendesigns. Bis heute hat sich dieser Trend fortgesetzt und hat beinahe dramatische Züge angenommen. Bei Mac OS X 10.4 lassen sich die einzelnen GUIs nicht mehr zählen, man kann höchstens noch versuchen, zwei Applikationen zu finden, deren Oberflächen ähnlich aussehen. Die Ästhetik der einzelnen Programme leidet darunter nicht; egal welches Programm sich gerade im Vordergrund befindet, auch viereinhalb Jahre nach der Einführung sieht die Oberfläche von OS X noch immer schön und bezaubernd aus. Doch unter dem Mangel an Einheitlichkeit leidet ganz klar die Benutzerfreundlichkeit. Ausserdem häufen sich die Darstellungsfehler in OS X, weil vermutlich auch bei Apple kaum mehr jemand den Überblick über sämtliche GUI-Elemente bewahren konnte. Aus der Sicht eines Anwenders birgt die aktuelle Oberfläche viele Rätsel: Weshalb lassen sich gewisse Fenster hinter das Dock ziehen, andere hingegen nicht? Weshalb sind gewisse Fenster eckig, andere wiederum abgerundet? Weshalb besitzen nur einige Fenster einen Rahmen? Die Liste der Unklarheiten lässt sich beliebig erweitern. Auch die GUI-Bugs sorgen immer wieder für fragende Gesichter: Warum können sich einige Fenster ihre Position auf dem Bildschirm nicht merken? Warum wird der Scrollbalken bei Carbon-Programmen immer verschoben dargestellt? Doch am gravierendsten sind die Probleme, die sich durch das Fehlen von Einheitlichkeit ergeben. Gerade in Bezug auf die Anwenderfreundlichkeit ist es ganz zentral, dass die selben grafischen Elemente in allen Programmen für die gleiche Funktion stehen. Und in dieser Hinsicht weist die aktuelle Mac-OS-X-Version grosse Mängel - selbst an den zentralsten Stellen des Systems - auf. Beispiel Finder: Versteht irgendjemand den Sinn des Actionbuttons? Und weshalb hat der Button rechts oben in jedem Finder-Fenster die Funktion, bei einem Mausklick darauf ein kastriertes Finder-Fenster hervorzuzaubern, während er in allen anderen Fenstern dazu da ist, die Symbolleiste ein- und auszublenden? Ein anderes Beispiel: Was passiert, wenn man auf den grünen Maximieren-Button eines Fensters klickt? Den Sinn dieses Buttons habe ich nie begriffen - in jedem Programm hat der Button eine andere Funktion, was immer wieder für Überraschungen - und für Ärger - sorgt.

An diesem Punkt mag man vielleicht denken, dass es ja nicht sein könne, dass Apples GUI-Designer ihr Handwerk plötzlich nicht mehr beherrschen würden. Es ist klar, dass der aktuelle Mangel an Einheitlichkeit in der OS-X-Oberfläche einen Grund haben muss. Und der Grund liegt auf der Hand: Den Programmierern fehlt es an Inspiration. Die Anwender verlangen von Apples Entwicklern einerseits, dass die Oberfläche von Mac OS X dem Design der Macs ähnlich sieht und andererseits, dass sie sich mit jeder neuen Version von OS X weiterentwickelt. Und genau da befindet sich der Haken: Schon rein aus marketingtechnischen Gründen ist Apple gezwungen, die GUI alle ein bis zwei Jahre zu überarbeiten, denn nur das garantiert regelmässig einen Aha-Effekt bei den Kunden, der sich schlussendlich in den Verkaufszahlen niederschlägt. Im Moment besteht die paradoxe Situation, dass Apple in unglaublich hohem Tempo neue Versionen von Mac OS X auf den Markt wirft, während die Entwicklung bei der Hardware nahezu stillsteht. Und so ist es nur logisch, dass sich das GUI-Design vom Hardwaredesign allmählich entfernt. Auf der Suche nach neuen Oberflächen probieren die Entwickler zahlreiche neue Designformen aus. Genau aus diesem Grund sah jeder Tiger-Build anders aus und genau deshalb wird nun der Anwender mit neuen GUIs wie derjenigen von Mail 2 - oder aktuell derjenigen von iTunes 5 - geradezu bombardiert. Und auch wenn die GUI von Mail 2 an sich recht schick aussehen mag, benutzerfreundlich ist sie nicht, vielerorts herrscht das reinste Chaos.
Es wird immer offensichtlicher, dass Apple dringend neue Designansätze bei der Hardware benötigt. Denn während sich beispielsweise das iBook des Jahres 2005 optisch nicht von den Modellen aus 2001 unterscheiden lässt, war die Entwicklung beim Betriebssystem in dieser Zeitspanne enorm. In den letzten vier Jahren veröffentlichte Apple vier grosse Updates, und jedesmal wurde auch die GUI überarbeitet. Kein Wunder also, dass sich die GUI-Designer bei der Entstehung von Mac OS X 10.4 nicht mehr am Design der iBooks orientieren konnten, wobei das gleiche natürlich auch für alle anderen Mac-Modelle gilt. Die Inspiration aus dem Hardware-Sektor ist für die Software-Entwickler nahezu vollständig weggebrochen.

Apple steht eindeutig unter Zugzwang, endlich wieder einmal ein komplett neues Produktdesign zu veröffentlichen. Und die Chancen stehen gut, dass hinter den Kulissen schon eifrig an neuen, radikalen Designansätzen gewerkelt wird. Wenn wir uns nochmals in Erinnerung rufen, wann genau in den letzten Jahren neue Designtrends einsetzten, dann erkennen wir, dass ein neues Design immer mit einer neuen Produktphilosophie einherging. Der iMac entstand aus dem Motto ‘Think Different’ heraus, welches Apple nachhaltig prägte und nur durch eine radikale Veränderung des Äusseren umgesetzt werden konnte. 2001 entstand die Idee des Digital Hub, die ebenfalls neue Anforderungen an das Hardware-Design stellte. Seither hingegen hat sich die Mac-Landschaft nicht mehr nennenswert verändert. Doch seit drei Monaten wissen wir, dass uns Mac-User 2006 zahlreiche drastische Veränderungen erwarten: Apple steigt um auf Intel, eine Flut an neuen Hardware-Produkten erwartet uns. Innerhalb von knapp eineinhalb Jahren möchte Apple die gesamte Produktpalette komplett überarbeiten. Und es wäre höchst naiv, zu glauben, Apple würde die Intel-Macs in Gehäusen aus weissem Plastik und gebürstetem Aluminium anbieten. Meiner Ansicht nach kann man davon ausgehen, dass Apple das Design der Macs mit dem Umstieg auf Intel-Prozessoren von Grund auf überarbeiten wird.
Die einzige Frage, die sich stellt, ist natürlich, wie denn das neue Design aussehen wird. Viele Anhaltspunkte haben wir nicht, aber es gibt sie. Spätestens seit vorgestern gibt es sie. Und damit erhält das Thema endlich auch den nötigen Hauch an Aktualität. Denn was Steve uns vorgestern vorgestellt hat, dürfte weitreichende Bedeutung besitzen. Er hat uns nämlich mit dem iPod nano ein Produkt vorgestellt, welches - sofern man von den üblichen Produktzyklen ausgeht - in ähnlicher Form sicherlich auch in einem oder eineinhalb Jahren noch erhältlich sein wird. Und deshalb muss der iPod nano designtechnisch auch zu den Macs des Jahres 2006 - den Intel-Macs - passen. Es ist wohl kein Zufall, dass Apple mit dem iPod mini den erfolgreichsten Vertreter aller Produkte im Design der letzten Jahre aus dem Sortiment genommen und durch den iPod nano ersetzt hat. Die Tatsache, dass Apple bewusst auf Aluminium verzichtet hat, besitzt Symbolcharakter. Denn der iPod nano sieht zwar in vieler Hinsicht aus wie jeder iPod, allerdings mit einem kleinen - aber entscheidenden - Unterschied: Er ist schwarz. Deshalb lautet mein Tipp auf die Frage, wie denn die Intel-Macs aussehen werden, folgendermassen: schwarz. Und klein. Denn erstens ist auch der schwarze iPod extrem klein, und zweitens betont Apple stets, wie wenig Strom die Intel-Chips benötigen, und das ist ja nur dann relevant, wenn die Geräte klein und kompakt sind.
Übrigens: Alte Mac-Hasen erinnern sich vielleicht daran, dass Apple schon einmal schwarze Macs angeboten hat. Und zwar den nicht sonderlich erfolgreichen Macintosh TV 1993 sowie einige Jahre später eine Sonderserie des Performa 5500.