Apple und das DRM

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Apple ist zur Zeit klarer Marktführer in den Bereichen digitale Musik-Player und Online-Musikverkäufe. Diese beiden Fakten in Verbindung mit der Koppelung der iPods an iTunes bringt Apple nun in die Schusslinie europäischer Konsumentenschutz-Organisationen sowie Journalisten und Konkurrenten. Insbesondere die Versuche, das in iTunes verwendete «Digital Rights Management» (DRM) in einigen Ländern für illegal zu erklären, scheinen auch an Apple selbst nicht spurlos vorbeizugehen, anders lässt sich Steve Jobs offene Stellungnahme zu dieser Thematik nicht erklären. Wenn man sich in der Mac-Szene etwas umhört, sind offenbar viele Mac- und iPod-User der Meinung, es handle sich hier um einen ungerechtfertigten Angriff der «bösen» Konsumentenschutz-Organisationen gegen Apple. In der Realität liegen die Dinge natürlich etwas anders. Ich möchte im folgenden Kommentar erläutern, wieso ich die Kritik an Apple aus Sicht des Konsumenten durchaus nachvollziehen kann, wenn auch meines Erachtens an einem anderen Punkt angesetzt werden müsste, Apple ist ja nicht das einzige Unternehmen, das DRM-geschützte Musik verkauft.

Thomas Zaugg

Apples Marktstellung

Ich hatte bereits eingangs erwähnt, dass Apple Marktführer in den Bereichen digitale Musik-Player und Online-Musikverkäufe sei. Das Unternehmen ist zur Zeit auf dem besten Weg, sich ein Monopol aufzubauen. Monopole sind für den Konsumenten immer etwas Schlechtes, selbst wenn der Monopolist Apple Inc. heisst. Im iTunes Store gekaufte Musik kann nur in iTunes, auf iPods sowie anderen Apple-Geräten wie Apple TV oder iPhone abgespielt werden. Immerhin gibt es die Möglichkeit, die gekauften Songs auf eine Audio-CD zu brennen und so vom DRM zu befreien. Ist die Kampagne somit nur ein Sturm im Wasserglas? Nein, denn man darf nicht einfach von jedem Konsumenten erwarten, dass er sich vor dem ersten Einkauf im iTunes Store zuerst informiert, wo und wie er seine Musik abspielen kann. Eine handelsübliche CD kann schliesslich auch auf jedem CD-Player abgespielt werden.

Problematik DRM

Viele Mac-User empfinden es als unfair, dass die Konsumentenschutz-Organisationen gegen Apple vorgehen, wo doch die Musikindustrie für das DRM verantwortlich ist. Verkauft werden die Songs jedoch durch Apple und nicht direkt durch die Labels, insofern ist Apple schon der richtige Ansprechpartner. Allerdings sollten die Konsumentenschutz-Organisationen gleichzeitig auch gegen die eigentlichen Urheber des DRM vorgehen. Entgegen oft gehörten Aussagen, liegt das Problem, das diese Organisationen mit Apple haben, nicht an der Koppelung von iPods + iTunes an sich, sondern am DRM, das es verunmöglicht, im iTunes Store gekaufte Musik direkt auch auf Nicht-Apple-Geräten abzuspielen. Umgekehrt können WMA-Dateien aber auch nicht auf iPods abgespielt werden. Mac-User können mit DRM-geschützten WMA-Dateien überhaupt nichts anfangen, da Microsoft kein Interesse zeigt, einen Windows Media Player mit entsprechender Funktionalität für Mac OS X anzubieten. Diese Tatsache scheint jedoch die Konsumentenschutz-Organisationen nicht zu interessieren. Meines Erachtens sollten jedoch alle Konsumenten gleich behandelt werden, nicht nur die grosse Mehrheit der Windows-User.

Mögliche Lösung #1: Verzicht auf DRM

Die beste Lösung für alle Konsumenten wäre selbstverständlich die vollständige Abschaffung des DRM. Damit wäre sicher gestellt, das - zumindest theoretisch - online gekaufte Musik ohne Weiteres auf einer Vielzahl von Geräten unterschiedlicher Hersteller abgespielt werden könnte. In der Praxis stellte sich natürlich noch das Problem der unterschiedlichen Formate. Während es kaum digitale Musik-Player gibt, die MP3-Dateien nicht abspielen können, können iPods keine WMA-Dateien abspielen und viele MP3-Player anderer Hersteller können mit dem - im Gegensatz zu WMA - nicht-propietären AAC-Format nichts anfangen. Realistisch betrachtet, dürfte die Musik-Industrie in absehbarer Zeit wohl nicht auf das DRM verzichten wollen, obwohl - wie auch Steve Jobs in seiner Stellungnahme schreibt - CDs über kein DRM verfügen. Die Einstellung der Labels insofern nicht nachvollziehbar, als die Online-Verkäufe im Vergleich zum Absatz von CDs immer noch eher unbedeutend sind.

Mögliche Lösung #2: Universales DRM

Wir Konsumenten müssen uns wohl oder übel noch lange mit DRM herumschlagen, somit gäbe es für mich nur eine mögliche Lösung: ein universales DRM. Aus diesem Grund sollten die europäischen Konsumentenschutz-Organisationen nicht einseitig auf Apple losgehen, sondern gemeinsam die Musik-Industrie, die wichtigsten Hersteller von digitalen Musik-Geräten sowie Apple und Microsoft auffordern, sich an einen Tisch zu setzen um ein Konsortium (analog zum DVD-Forum) zu bilden, dass ein universales DRM verabschiedet, welches die freie Interoperabilität gewährleisten würde. Damit wäre zwar die Formatfrage (WMA vs. AAC) noch nicht gelöst, es wäre aber ein Schritt in die richtige Richtung.

Fazit

Geschlossene DRM-System, egal ob sie nun von Apple («FairPlay»), Microsoft («Zune») oder einer anderen Firma stammen, sind für uns Konsumenten nie die beste Lösung, da die freie Interoperabilität, welche bei anderen Medien (CDs, DVDs etc.) üblich sind, verhindert wird. Als bekennender «iPod+iTunes»-User würde ich auch nach der Einführung eines universalen DRMs weiterhin iPods benützten und grösstenteils im iTunes Store einkaufen. Ich hätte aber zusätzlich die Möglichkeit, Songs oder Alben, die es im iTunes Store nicht gibt, an einem anderen Ort einzukaufen. Sollte ich einmal das Bedürfnis haben, Songs in einer höheren Qualität als sie zur Zeit im iTunes Store angeboten wird, erwerben zu wollen, wäre das ebenfalls kein Problem mehr. Der mit einem Qualitätsverlust verbundene Umweg über das Brennen einer CD mit anschliessendem Re-Import ist keine wirklich kundenfreundliche Lösung des Problems. In einer freien Marktwirtschaft sollte ich eigentlich nicht auf ein bestimmtes System - unabhängig wie benutzerfreundlich dieses ist - beschränkt sein. CD und DVD wären wohl längst wieder vom Markt verschwunden, wenn diese nur auf einigen wenigen Geräten eines einzigen (oder einiger weniger) Hersteller abgespielt werden könnten.

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