Wohl keine Updates mehr für Mac OS X Snow Leopard
Als am vergangenen Mittwoch das Update für die SSL-Lücke in OS X veröffentlicht wurde, bestätigte sich der mögliche Umstand, dass Mac OS X Snow Leopard bei Aktualisierungen von Apple künftig nicht mehr berücksichtigt wird. Neben dem umfangreichen Mavericks-Update auf Version 10.9.2, erhielten auch «Mountain Lion» (10.8) und «Lion» (10.7) je ein entsprechendes Sicherheitsupdate. Aussen vor gelassen wurde die mittlerweile viereinhalb Jahre alte Mac-OS-X-Version 10.6 — Snow Leopard. Bereits im vergangenen Dezember, als Safari 6 und 7 ein kleineres Patch bekamen, wurde die letzte mit Snow-Leopard-kompatible Safari-Version (5.1.10) nicht mehr berücksichtigt. Die bisher letzte Aktualisierung für den Schneeleoparden veröffentlichte Apple im September 2013 in der Form eines Sicherheitsupdates.
Bis vor kurzem verstand sich Apples OS-X-Updatepolitik darin, dass jeweils die neusten zwei OS-X-Versionen durch Updates berücksichtigt wurden. Jeweils kurz vor oder nach dem Erscheinen einer neuen Major-Version — wie Tiger, Leopard, Snow Leopard oder Lion — wurde die Vorvorgänger-Version ein letztes Mal aktualisiert. Seit Apple bei der Veröffentlichung einer neuen OS-X-Version mit Lion im Jahr 2011 aber auf einen einjährigen Turnus wechselte, änderte sich auch diese Update-Tradition. Snow Leopard hätte nach der ehemaligen Update-Politik eigentlich im Sommer 2012, beim Erscheinen von OS X 10.8 Mountain Lion, ein letztes Mal aktualisiert werden sollen — wurde aber bis im vergangenen Herbst, dem Erscheinen von OS X 10.9 Mavericks, mit Updates bedacht.
Beim letztwöchigen Sicherheits-Update wurde auch OS X Lion, der Vorvorgänger vom aktuellen OS X Mavericks, aktualisiert. Auch Lion hätte also nach der alten Politik bereits zwei Jahre nach seinem Release, demnach im vergangenen Sommer, «aufgegeben» werden müssen. Da weder bei Lion noch bei Snow Leopard nach dem bisherigen Schema Updates verteilt wurden, dürfte Apple neu nicht nur mehr die aktuellsten zwei Versionen, sondern die aktuellsten drei Versionen mit neuen Sicherheitsupdates versorgen.
Unter anderem die kürzere Dauer zwischen neuen Major-Versionen führte wohl dazu, dass Apple neu drei statt wie früher zwei OS-X-Versionen mit Updates eindecken muss. Anders als zum Beispiel Konkurrent Microsoft kommuniziert Apple ausserdem keine offiziellen Support-Laufzeiten für Betriebssysteme.
Das «Windows XP» von Apple
Laut den Internet-Statistiken von Net Applications benutzen nach wie vor fast 20 Prozent aller erfassten Mac-User das viereinhalb-jährige Betriebssystem. Demnach benutzen sogar mehr Mac-User das antiquitierte Snow Leopard als dessen Nachfolger, OS X Lion, welches nur auf gut 16 Prozent Mac-Marktanteil kommt. Auch die Zugriffs-Statistiken von macprime.ch des Monats Februar ergeben ein ähnliches Bild: Nach der aktuellsten OS-X-Version Mavericks mit knapp 74 Prozent und dessen Vorgänger Mountain Lion mit knapp 10 Prozent folgt mit knapp 8.5 Prozent bereits Snow Leopard — noch vor Lion mit gut 6.5 Prozent aller Zugriffe.
Durch die nach wie vor relativ starke Verbreitung gilt Snow Leopard auch als das «Windows XP» von Apple. Das Betriebssystem von Microsoft wurde im Herbst 2001 veröffentlicht. XP erwies sich als sehr erfolgreich, leider aber auch als sehr unsicher und wie sich in den letzten Jahren ausserdem zeigte: als sehr hartnäckig. Noch heute laufen laut Net Applications fast 31.5 Prozent aller Computer mit dem dreizehn-jährigen Betriebssystem. Der Lebenszyklus des altertümlichen OS soll nun nach etlichen Verlängerungen im April 2014 beendet werden — bis dann bietet Microsoft offiziell Support für das Betriebssystem an. Während Microsofts XP-Problem zwar einiges gravierender ist, bleiben durch das Ausbleiben von neuen Updates für Snow Leopard durch Apple geschätzte 1 von 5 Macs ohne Schutz vor Angriffen.
Warum sich Snow Leopard nach wie vor als derart beliebt erweist, ist nicht schwierig zu ergründen. Snow Leopard ist zum einen das letzte Betriebssystem, welches noch Applikationen ausführen kann, welche eigentlich für die PowerPC-Architektur geschrieben wurde. In Lion wurde die Rosetta-Technologie, welche das Ausführen der alten Programme auch auf Intel-basierenden Macs erlaubt, aus dem Betriebssystem entfernt. Zum anderen gilt Snow Leopard als das letzte Mac-Betriebssystem, welches keinen all zu grossen Einfluss seitens iOS erfuhr. Viele Snow-Leopard-Benutzer aktualisieren nicht auf eine der neueren Versionen, weil sie den Weg, den Apple seit Lion mit der OS-X-Benutzeroberfläche und -Bedienung eingeschlagen hat, nicht goutieren. Mit OS X Mavericks ist Apple in einigen Punkten wieder etwas von diesem Weg abgekommen — insbesondere durch das Entfernen der skeumorphischen Metaphern in der Benutzeroberfläche einiger Lion- und Mountain-Lion-Programme.
Wer seinen Mac auf das neue OS X Mavericks aktualisieren möchte, findet im macprime.ch Lexikon eine ausführliche Anleitung zum Umstieg auf das neue OS.
Wie lange noch Updates für Lion und Mountain Lion?
Dass Apple künftig tatsächlich die drei letzten OS-X-Versionen mit Updates versorgen wird, ist jedoch alles andere als gesichert. Im vergangenen Dezember wurden die beiden Systeme nicht durch ein Sicherheitsupdate berücksichtigt, während das neue OS X Mavericks diverse Lücken geflickt bekam. Das letztwöchige Update behob entsprechend ganze 26 potentielle Lücken in Mountain Lion und deren 21 in Lion.
Apple könnte inskünftig statt Updates für diese beiden Systeme zu liefern dahingehend argumentieren, dass der Versions-Sprung auf das neue OS X 10.9 Mavericks kostenlos ist. Entsprechenden Benutzern wird Mavericks auch entsprechend als Update im Mac App Store vorgeschlagen.
Die nächsten Monate, und damit die kommenden Updates und Sicherheitsupdates, werden zeigen, ob Apple künftig eine 3-Versionen-Updatepolitik verfolgen wird, oder für Benutzer von Lion und Mountain Lion auf das kostenlose Update auf Mavericks setzen wird. Snow Leopard, so scheint es, ist in den Ruhestand geschickt worden.
Von Stefan Rechsteiner
Veröffentlicht am
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8 Kommentare
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Kommentar von paddington64
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